Terror-Brüder waren New Yorker Polizei bekannt
Belgien wurde eine Woche vor den Anschlägen gewarnt

Die Niederlande soll Belgien bereits eine Woche vor den Anschlägen über die Gefährlichkeit der El Bakraoui-Brüder informiert haben. Auch die Türkei sagt, man habe Belgien schon vorher auf deren Gefährlichkeit hingewiesen.
Publiziert: 30.03.2016 um 19:37 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:00 Uhr
Vor der Metrostation Maalbeek in Brüssel wurden Blumen für die Opfer der Anschläge niedergelegt. Die belgische Polizei patrouilliert.
Foto: imago stock&people

Bei den Terroranschlägen von letzter Woche in Brüssel kamen 35 Menschen ums Leben. 300 Weitere wurde verletzt. Direkt nach den Anschlägen kamen bedenken auf, dass die Nachrichtendienste in Europa schlecht kommunizieren würden. Hätte man das Attentat ansonsten verhindern können?

Nach den angebotenen Rücktritten des belgischen Innenministers Jan Jambon und des Justizministers Koen Geens bestätigte sich, dass bei der Terrorbekämpfung Fehler unterlaufen sind.

New Yorker Polizei leitete Warnung weiter

Und die Hinweise auf Pannen bei den belgischen Sicherheitsbehörden verdichten sich nun weiter. Der Sicherheitsdienst der New Yorker Polizei habe am 16. März «den kriminellen Hintergrund von Ibrahim El Bakraoui und den radikalen und terroristischen Hintergrund seines Bruders Khalid» den Niederlanden gemeldet. Ausserdem seien sie darüber informiert worden, «dass beide Brüder von den belgischen Behörden gesucht werden». Das teilte Justizminister Ard van der Steur am Mittwoch dem Parlament in Den Haag mit.

Der Niederländische Aussenminister Bert Koenders, Justizminister Ard van der Steur (mitte) und Premierminister Mark Rutte im Parlament in Den Haag.
Foto: EPA/MARTIJN BEEKMAN

Einen Tag später, am 17. März, sei dies auch bei Gesprächen zwischen niederländischen und belgischen Polizeidiensten zur Sprache gekommen. Über das radikale Vorleben der beiden Männer sei diskutiert worden. Ibrahim El Bakraoui habe seit dem 25. September 2015 auf einer Überwachungsliste des FBI-Zentrums für Terrorismus-Fahndung gestanden.

Warum die Niederlande von der New Yorker Polizei über zwei belgische Staatsbürger informiert wurden, konnte der Minister noch nicht sagen.

Der belgische Justizminister Koen Geens.
Foto: imago stock&people

Belgien widerspricht Vorwürfen

Die belgische Bundespolizei bestritt die Angaben aus Den Haag. Bei dem Treffen am 17. März sei es nicht um die Bakraoui-Brüder gegangen, sondern um eine Razzia in Brüssel vom 15. März, bei der ein algerischer Extremist festgenommen worden sei.

Zuvor hatte schon die Türkei den belgischen Behörden vorgeworfen, sie hätten Informationen darüber ignoriert, dass Ibrahim El Bakraoui das Profil eines «terroristischen Kämpfers» habe. Wie tagesschau.de berichtet, hat Staatspräsident Erdogan kurz nach den Anschlägen auf einer Pressekonferenz behauptet: «Wir haben einen der Brüder im Sommer in der Stadt Gizantep festgenommen und ihn abgeschoben, in die Niederlande. Wir haben aber auch sofort den belgischen Botschafter in Ankara über den Vorgang informiert. Brüssel wusste also Bescheid über diese Terroristen». 

Der belgische Justizminister Koen Geens widerspricht Erdogans Behauptung. Er sagt, man habe viele Hinweise auf «Personen mit möglicherweise terroristischem Profil» erhalten. Belgien und die Türkei hätten damals noch nicht von einer «akuten Gefahr» gesprochen. Die eingegangenen Hinweise habe die Polizei aber mit bestem Wissen und Gewissen gewichtet und bewertet.

Unklar ist, wie lange sich El Bakraoui in den Niederlanden aufhielt, bevor er nach Belgien zurückkehrte, wo er sich am 22. März am Flughafen Brüssel-Zaventem in die Luft sprengte. (SDA/lz)

Die Terroristen und ihre Verbindungen.
Foto: BLICK Infografik
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