Die Befreiung Kobanes Anfang dieses Jahres war ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen den Terror des Islamischen Staates (IS). Nun versuchen die Dschihadisten zurückzuschlagen und sich an den Bewohnern der Grenzstadt im Norden Syriens, grösstenteils Kurden, zu rächen.
In der Nacht auf heute Donnerstag sind die Kämpfer der Terrormiliz in die Stadt vorgerückt und haben zwei Stadtviertel erobert, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte* berichtet. Laut Beobachtern sind bei den heftigen Gefechten mindestens 20 Zivilisten, 30 regierungstreue Soldaten und 20 IS-Kämpfer uns Leben gekommen.
Brisant: Wie schon bei ihrem ersten Einmarsch im vergangenen November sollen die Dschihadisten erneut von türkischem Gebiet aus nach Kobane gelangt sein. Laut Augenzeugen haben die Kämpfer dabei Uniformen der kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) getragen.
Figen Yuksekdag, Co-Präsidentin der türkischen Kurdenpartei HDP, sagt: «Es gibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Angreifer Kobane am Donnerstag von der Türkei aus betreten haben.» Ein Video, das der Sender CNN Türk ausstrahlte, zeigt zwei Explosionen am Grenzübergang zur Türkei.
In Ankara weist man entsprechende Anschuldigungen dagegen vehement zurück. «Alles nur Lügen», beteuert ein Sprecher des Aussenministeriums. Der türkische Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus spricht von einer «Schmutzkampagne gegen die Türkei».
Der IS hatte bereits im vergangenen Jahr grosse Teile Kobanes eingenommen. Mithilfe von Luftangriffen der USA und ihrer Verbündeten gelang es jedoch den Kurden, die Stadt nach monatelangen Kämpfen zurückzuerobern.
Dabei wurden grosse Teile in Schutt und Asche gelegt, die meisten der Überlebenden flüchteten. Erst in den vergangenen Wochen war allmählich Leben nach Kobane zurückgekehrt.
Der neue IS-Angriff erfolgte nur wenige Tage, nachdem die Extremisten im Norden Syriens schwere Niederlagen gegen die Kurden einstecken mussten. In der vergangenen Woche hatten die Volksschutzeinheiten die weiter östlich gelegene Grenzstadt Tell Abjad befreit. Durch die Niederlagen verloren die Extremisten ihre wichtigsten Nachschubwege in die Türkei. (gr)