«Meine Mutter ist Impfgegnerin»
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Student über Impfgegner:«Meine Mutter ist Impfgegnerin»

Teenie liess sich gegen ihren Willen impfen – jetzt will er aufklären
«Mama hat die Infos von Facebook»

Ethan Lindenberger war bis zu seinem 18. Geburtstag nicht geimpft. Seine Mutter erlaubte es nicht, weil sie falschen Meldungen auf Facebook glaubte. Jetzt warnte der Schüler vor dem Senat in Washington vor Fake-Infos in sozialen Netzwerken.
Publiziert: 06.03.2019 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2019 um 14:01 Uhr
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Ethan Lindenberger vor dem US-Senat in Washington.
Foto: Screenshot

Ethan Lindenberger (18) wächst in einem «Anti-Vaxxer»-Elternhaus auf. Impfungen sind tabu – aus Angst vor Nebenwirkungen. Und so willigt seine Mutter, Jill Wheeler, auch nicht ein, als der Bub sie selbst darum bittet. Nicht mal wissenschaftliche Artikel, die die Vorteile einer Impfung aufzeigen, können die Mutter umstimmen. «Das ist das, was sie dich glauben lassen wollen», sagt sie. 

Im November 2018 postet der Teenager aus dem US-Bundesstaat Ohio auf Reddit: «Meine Eltern glauben nicht an Impfungen. Nun bin ich 18, wo kann ich mich impfen lassen?»

Einen Monat später geht der Schüler zum Arzt und lässt sich gegen Tetanus, Hepatitis A und B, HP-Viren und die Grippe spritzen. Sein Vater habe seine Entscheidung akzeptiert, die Mutter dagegen war sauer auf ihren Sohn.

«Ich weiss gar nicht, wie ich so lange am Leben blieb»

Die Geschichte geht im Netz viral. Sogar die Politik in Washinton wird hellhörig. Schliesslich sind ungeimpfte Menschen ein Risiko für die ganze Gesellschaft.

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Am Dienstag sagte Lindenberger vor einem Unterschuss des US-Senats für Gesundheit, Bildung, Arbeit und Renten in Washington aus, berichtet die «Washington Post». «Fehlinformationen sind sehr gefährlich», warnte der Teenager.

Auf die Frage des republikanischen Senators Johnny Isakson, woher seine Mutter die Infos beziehe, antwortete der Junge: «Vor allem aus Facebook.» Er selber bevorzugt «akkreditierte Quellen», wie die Weltgesundheitsorganisation oder das Zentrum für die Erkrankungsvorbeugung und -steuerung.

Dank wissenschaftlichen Berichten habe der Junge, der sein Leben ohne einen Schutz vor Masern, Windpocken oder Polio verbrachte, gelernt, dass Impfungen sicher und effektiv im Kampf gegen Krankheiten sind. «Ich weiss gar nicht, wie ich so lange am Leben blieb», sagt er im Nachhinein.

«Meine Mutter machte das aus Sorge»

Mit der Zeit begann er, an der Ansicht seiner Mutter zu zweifeln und ihre Facebook-Quellen infrage zu stellen. Er gibt ihr jedoch keine Schuld. «Meine Mutter machte das aus Sorge um ihre Liebsten.» Das wahre Problem seien Organisationen, die diese Unwahrheiten bewusst verbreiten und «in der Öffentlichkeit Angst schüren», betonte der 18-Jährige.

Er kritisiert auch staatliche Einrichtungen, die es ermöglichen, Studenten aufgrund religiöser oder philosophischer Überzeugungen von der Impfpflicht auszunehmen. Schliesslich bestehe so auch die Gefahr, andere Menschen mit Krankheiten anzustecken.

Industrieländer tragen zu Masern-Anstieg bei

Auch die Unicef warnte kürzlich vor Impf-Gegnern. In 98 Ländern hatten Masern-Erkrankungen letztes Jahr zugenommen. Während in einigen Staaten bewaffnete Konflikte für die Zunahme der Masern-Fälle verantwortlich sind, wird die Entwicklung in vielen anderen Ländern, darunter auch in Frankreich, durch eine Anti-Impf-Bewegung vorangetrieben. Deren Anhänger verbreiten in Online-Netzwerken die medizinisch unhaltbare Behauptung, es gebe einen Zusammenhang zwischen Masern-Impfungen und Autismus.

Auch in der Schweiz sorgten Masern für Schlagzeilen. An einer Rudolf-Steiner-Schule in Biel sind zwölf Kinder an Masern erkrankt. Die nicht geimpften Kinder und ihre Geschwister wurden daraufhin angewiesen, drei Wochen zu Hause zu bleiben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte die Ablehnung von Impfungen kürzlich zu einer der zehn grössten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt, weil vor allem die medizinisch mögliche Ausrottung der Masern durch die in den Industrieländern verbreitete Verweigerung von Impfungen verhindert werde. 136'000 Menschen sind vergangenes Jahr an der Krankheit gestorben. (man)

Alles, was Sie zum Thema Impfen wissen müssen

Impfen polarisiert. Die meisten Schweizer machen es, einige sind jedoch vehement dagegen. Impfungen gehörten zu den wichtigsten Errungenschaften der medizinischen Forschung, sagt die oberste Kinderärztin Heidi Zinggeler Fuhrer (50).

Angesichts der akuten Grippewelle richtete die EU-Kommission einen Impf-Appell an die Bürger. (Symbolbild)
Die Impfgegner gewinnen an Terrain. Wie wichtig sind sie?
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Impfen polarisiert. Die meisten Schweizer machen es, einige sind jedoch vehement dagegen. Impfungen gehörten zu den wichtigsten Errungenschaften der medizinischen Forschung, sagt die oberste Kinderärztin Heidi Zinggeler Fuhrer (50).

Die wichtigsten Impfungen der Schweiz für Kinder

Das sind die wichtigsten Impfungen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt.

  • Diphtherie, Tetanus (Starrkrampf), Pertussis (Keuchhusten):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Masern, Mumps und Röteln:
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 2 Jahren.
  • Pneumokokken (Lungen- und Hirnhautentzündung):
    3 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 1 Jahr.
  • Haemophilus influenzae (bakterielle Infektion):
    4 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren.
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung):
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 15 Jahren.
  • Varizellen (Windpocken, Wilde Blattern):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
  • Humane Papilloma-Viren (Gebärmutterhalskrebs):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.

Das sind die wichtigsten Impfungen, die das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt.

  • Diphtherie, Tetanus (Starrkrampf), Pertussis (Keuchhusten):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Poliomyelitis (Kinderlähmung):
    5 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 7 Jahren.
  • Masern, Mumps und Röteln:
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 2 Jahren.
  • Pneumokokken (Lungen- und Hirnhautentzündung):
    3 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 1 Jahr.
  • Haemophilus influenzae (bakterielle Infektion):
    4 Impfungen im Alter von 2 Monaten bis 2 Jahren.
  • Meningokokken (Hirnhautentzündung):
    2 Impfungen im Alter von 1 bis 15 Jahren.
  • Varizellen (Windpocken, Wilde Blattern):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
  • Humane Papilloma-Viren (Gebärmutterhalskrebs):
    1 Impfung im Alter von 11 bis 15 Jahren.
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