Am Strand der falschen Hoffnung
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6000 Migranten erreichen Ceuta:Am Strand der falschen Hoffnung

Tausende schwimmen von Marokko nach Spanien
Am Strand der falschen Hoffnung

Seit Montag haben mindestens 6000 Migranten aus Marokko die spanische Enklave erreicht. Spaniens Premierminister spricht von einer «ernsthaften Krise» – an der auch Ex-US-Präsident Donald Trump Schuld hat.
Publiziert: 19.05.2021 um 01:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2021 um 06:25 Uhr
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Zusammenstösse zwischen spanischen Sicherheitskräften und Migranten aus Marokko an der Playa El Tarajal in Ceuta.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Sie kommen noch immer. Obwohl neben Rettungskräften am Strand von Tarajal mittlerweile vor allem die spanische Armee auf sie wartet: Migranten aus Marokko auf der Flucht vor Arbeits- und Perspektivlosigkeit, der politischen Instabilität, den Folgen des Klimawandels – und einer Pandemie, die alles nur noch schlimmer macht.

Mindestens 6000 Menschen sind seit Montag von Marokko nach Ceuta geschwommen. Die spanische Enklave (rund 85'000 Einwohner) hat neben der anderen spanischen Enklave Melilla die einzige Landesgrenze der EU mit Afrika. Dennoch: Normalerweise schaffen es nur wenige Migranten über die Grenze.

Aber nachdem die marokkanische Polizei die Kontrolle der angrenzenden Strände aussetzte, nutzten Tausende die Chance, um an der Küste bis an den Grenzzaun zu gehen. Von dort mussten sie nur um eine Mole herumschwimmen, um nach Ceuta zu gelangen. Die spanische Zeitung «El País» beschrieb die Lage am Montag als eine «Autobahn auf dem Meer» – mindestens eine Person ertrank im Mittelmeer.

EU-Chefin: «Brauchen gemeinsame Lösungen»

Spaniens Premierminister Pedro Sánchez (49) spricht von einer «ernsthaften Krise». Nie zuvor waren so viele Migranten an einem Tag auf spanisches Territorium gelangt. Die Rekordzahl stellt Spanien vor eine Herausforderung. Zwar wurden bis Dienstagmittag 1600 Menschen bereits zurück nach Marokko gebracht – doch unter den Ankommenden sind auch zahlreiche Frauen mit Babys und unbegleitete Minderjährige.

EU-Chefin Ursula von der Leyen (62) versicherte Ceuta und Spanien ihre Solidarität. «Wir brauchen gemeinsame EU-Lösungen zur Steuerung der Migration. Dies kann mit einer Einigung auf den neuen Migrationspakt erreicht werden. Stärkere Partnerschaften, die auf gegenseitigem Vertrauen und gemeinsamen Verpflichtungen mit wichtigen Partnern wie Marokko basieren, sind entscheidend», twitterte sie.

Wie kam es zu den Tausenden Ankünften in Ceuta?

Marokko liess die Menschen offenbar aus Trotz passieren. Die Regierung in Rabat ist sauer, dass Spanien die medizinische Behandlung des Chefs der Unabhängigkeitsbewegung Polisario für Westsahara, Brahim Ghali (71), in einem Spital in Logroño (Rioja) erlaubte. Marokko beansprucht das Gebiet an seiner Südgrenze als Teil seines Staatsgebiets. Ein historischer Streit.

Westsahara an der nordafrikanischen Atlantikküste war bis 1975 spanische Kolonie. Marokko kontrolliert grosse Teile des dünn besiedelten Gebiets an seiner Südgrenze. Die Polisario strebt nach Unabhängigkeit für die Westsahara. Marokko will der Region nur Autonomie zugestehen.

Im Dezember hatte der damals bereits abgewählte, aber noch amtierende US-Präsident Donald Trump (74) Marokkos Souveränität über Westsahara anerkannt. Seither wachsen die Spannungen zwischen Marokko und europäischen Ländern, die Trumps Entscheidung kritisierten. So zog Marokko etwa seine Botschafterin aus Berlin ab.

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