Südamerika ist demnach der Kontinent mit der grössten Baumarten-Vielfalt: Hier gedeihen 43 Prozent aller Baumarten der Erde, wie das über 100-köpfige, internationale Forschungsteam um Peter Reich von der University of Minnesota im Fachblatt «PNAS» berichtet. Eurasien beherbergt 22 Prozent der Baumarten, gefolgt von Afrika (16 Prozent), Nordamerika (15 Prozent) und Ozeanien (11 Prozent).
In Südamerika wachsen nicht nur die meisten Baumarten, sondern es gebe dort wahrscheinlich auch mehr unentdeckte Arten als auf jedem anderen Kontinent, so die Forschenden. Gemäss der Studie befinden sich 40 Prozent der noch unentdeckten Arten in Südamerika. Vor allem die tropischen und subtropischen Feuchtwälder des Amazonasbeckens sowie die Andenwälder zwischen 1000 und 3500 Metern Höhe beherbergen wohl besonders viele noch unentdeckte Schätze. Auch in Afrika gibt es der Studie zufolge noch viele Arten, die noch nicht erfasst worden sind.
Weltweit zählen fast ein Drittel der noch unbekannten Arten zu den seltenen Arten, wie die Forschenden weiter vermuten. Diese seltenen Arten seien oft in bestimmten Regionen auf der Welt endemisch, kommen also nur genau dort vor.
Für die Studie, an der auch Tom Crowther von der ETH Zürich beteiligt war, griffen die Forschenden auf globale Datenbanken mit insgesamt rund 64'100 Arten zurück und stützten sich auf das Konzept der sogenannte Arten-Akkumulationskurve. Das ist ein in der Biologie häufig verwendetes Instrument, um den Artenreichtum in einem bestimmten Gebiet zu messen. So gelang es dem Team, die Anzahl Arten zu bestimmen, die in den Datensammlungen noch nicht erfasst sind.
Das Modell sei konservativ aufgebaut und berücksichtige die Möglichkeit einer falschen Identifizierung von Baumarten sowie von Baumarten, die noch nicht erfasst wurden, erklärte Crowther auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die bereinigten Schätzungen stimmten denn auch mit früheren Untersuchungen zum Artenreichtum von Bäumen überein.
Von der neu erstellten Liste erhoffen sich die Forschenden unter anderem, dass sich mit ihr die evolutionären Mechanismen der Artenvielfalt aufdecken lassen. Zudem soll sie dazu beitragen, Hotspots der Artenvielfalt sowie vom Aussterben bedrohte Arten besser zu schützen. Denn es sei sehr viel schwieriger, etwas zu schützen, was man nicht gut kenne, so Crowther.
https://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.2115329119
(SDA)