In New York ist am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) ein Helikopter verunglückt und im Hudson River versunken. Sechs Personen sind laut ABC News bei dem Absturz ums Leben gekommen, darunter drei Kinder und drei Erwachsene. Auch der Pilot (†36) sei unter den Toten. Zwei Menschen wurden nach offiziellen Angaben zunächst in ein Krankenhaus gebracht, wo sie jedoch ihren Verletzungen erlagen.
Bei den anderen fünf Opfern handele es sich um eine Familie, teilte Bürgermeister Eric Adams (64) mit. «Traurigerweise sind alle sechs Opfer tot», so Adams. Im Onlinedienst X drückte der Bürgermeister seine Bestürzung über den Vorfalls aus. Der Absturz sei «herzzerreissend und tragisch», erklärte er.
Todesopfer identifiziert
Wie die «New York Post» berichtet, seien die Toten mittlerweile identifiziert worden. Es handele sich demnach um Agustin Escobar, Präsident und CEO von Siemens Spanien, seine Frau und ihre drei Kinder (†4, †5 und †11). Fotos auf der Website der Rundflugfirma New York Helicopter Tours zeigen die fünf dick eingepackten Familienmitglieder lächelnd vor dem Helikopter.
Der Siemens-Konzern hat die tragische Nachricht inzwischen bestätigt. «Wir sind zutiefst bestürzt über den tragischen Hubschrauberabsturz, bei dem Agustín Escobar und seine Familie ums Leben gekommen sind», erklärte Siemens am Freitag in München gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Das Unternehmen drückte sein Beileid aus: «Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt allen Angehörigen.» «Gott segne die Familien und Freunde der Opfer».
Auch seine Frau ist in Spanien bekannt. Es handelt sich um Mercé Camprubí Montal. Sie war Global Marketing Direktorin bei Siemens Energy und gehörte einer bekannten Familie aus Barcelona an. Sie war die Enkelin und Urenkelin der ehemaligen Barça-Präsidenten Agustí Montal Galobart, der von 1946 bis 1952 im Amt war, und von Agustí Montal Costa, dessen Zeit von 1969 bis 1977 beim Fussballclub war.
«Die Aufnahmen von dem Unfall sind schrecklich»
Der Flug war ein Sightseeing-Ausflug für Touristen. Der Hubschrauber sei am Donnerstagnachmittag um 14.59 Uhr (Ortszeit) von einem Flughafen im Süden der Insel Manhattan abgehoben, erklärte die Leiterin der New Yorker Polizei, Jessica Tisch. Um 15.17 Uhr sei dann bei der Feuerwehr der Stadt ein Notruf wegen eines Helikopters im Wasser eingegangen, sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Wie die National Transportation Safety Board (NTSB) nun bekannt gab, verfügte der Helikopter über keinen Flugschreiber. Aus der Maschine, die sich auf ihrem achten Rundflug an diesem Tag befand, konnten daher auch keine Video- oder Kamerarekorder geborgen werden. Dies erschwere die Ermittlungen, so die zuständigen Behörden.
US-Präsident Trump (78) sprach den Betroffenen sein Beileid aus. «Die Aufnahmen von dem Unfall sind schrecklich. Gott segne die Familien und Freunde der Opfer», schrieb Trump auf der Plattform Truth Social. Nähere Informationen zu Ursache und Hergang des Unglücks werde es in Kürze geben, kündigte er an.
Familie war auf Sightseeing-Flug über Manhattan
Der Helikopter, dessen zerstörtes Wrack mittlerweile geborgen wurde, war nach bisherigen Erkenntnissen gegen 15 Uhr Ortszeit in Downtown Manhattan gestartet, um die Südspitze Manhattans geflogen und dann den Hudson River entlang zwischen New York und New Jersey. Auf Höhe des nördlichen Endes von Manhattan kehrte er um – wenige Minuten später verlor der Pilot dann offenbar die Kontrolle über den Hubschrauber, der nahe dem Ufer von New Jersey in den Fluss stürzte.
Die US-Bundesbehörde für Luftfahrt verkündete, bei dem verunglückten Helikopter handele es sich um eine Maschine vom Typ Bell 206. Nach vorläufigen Informationen seien alle Insassen zu einem Besuch aus Spanien angereist und auf einem Rundflug über der Metropole gewesen. Die Unfallursache ist derzeit noch unklar. Diese zu ermitteln, werde vermutlich «ziemlich viel Zeit» in Anspruch nehmen, sagte die Vorsitzende des National Transportation Safety Board, Jennifer Homendy. So würden beispielsweise die Rotoren des Helikopters noch immer fehlen.
«Dachte, ich hätte Federn gesehen»
Eine Augenzeugin, die die Tragödie vom Ufer aus beobachtete, sagt zu «Bild»: «Es sah aus, als wäre er mit Gänsen kollidiert. Ich dachte, ich hätte Federn in der Luft gesehen.» Andere Beobachter sagten, sie hätten einen lauten Knall angehört. Es habe sich wie Schüsse angehört. Ein sogenannter Vogelschlag ist ein bekanntes Risiko in der Luftfahrt. Wie die Zeitung schreibt, kreuzen regelmässig Wasservögel den Hudson River.
Helikopter «in zwei Hälften geteilt»
Aufnahmen zeigten die Landekufen des Helis, die neben dem West Side Highway in Manhattan aus dem Fluss ragten. Der abgestürzte Helikopter war dabei von mehreren Booten umgeben. Polizisten aus New York und New Jersey sowie Feuerwehrautos waren am Unfallort. Laut einem von NBC4 zitierten Zeugen löste sich vor dem Absturz das Rotorblatt des Helikopters. Das bestätigen auch Videoaufnahmen, auf denen man sieht, wie das Rotorblatt ins Wasser fällt.
Der Helikopter war laut Augenzeugen etwa zwölf Minuten lang über Manhattan in der Luft gewesen, bevor es zur Tragödie kam. Der Unfall ereignete sich in der Nähe des Pier 40, mitten im Zentrum der Millionenstadt. Wie die New York Post berichtet, wurde der Helikopter bei dem Unglück «in zwei Hälften geteilt».
Ausserdem beschrieben Zeugen ein «lautes, pochendes Geräusch», als der Heli abstürzte. Ein Propeller schien gebrochen zu sein. Videos in den sozialen Medien zeigen die Absturzstelle.
CEO von Rundflug-Firma «am Boden zerstört»
Der Besitzer des Touristenhelikopters sagte gegenüber der «New York Post», er sei durch das tragische Unglück «am Boden zerstört». «Es ist eine Katastrophe», sagte Michael Roth (71), CEO von New York Helicopter Tours. «Ich bin Vater und Grossvater, und dass Kinder dort waren, macht mich am Boden zerstört. Ich bin absolut am Boden zerstört.»
Roth zufolge ging dem Heli nur wenige Minuten nach Beginn der Tour der Treibstoff aus. Das erklärte der Manager gegenüber dem britischen «Telegraph». «Er [der Pilot] funkte durch, dass er landen müsse und Treibstoff brauche, und eigentlich hätte es etwa drei Minuten dauern sollen, bis er ankommt – aber 20 Minuten später war er noch nicht da.» Warum dem Piloten der Treibstoff ausgegangen sein könnte, sagte Roth jedoch nicht.
Das Einzige, was er aus einem Video vom Absturz der Maschine wisse, sei, dass die Hauptrotorblätter nicht mehr am Helikopter waren», so Roth. «So etwas habe ich in meinen 30 Jahren im Helikoptergeschäft noch nie erlebt. Ich kann nur vermuten – ich habe keine Ahnung –, dass es entweder einen Vogelschlag gab oder die Hauptrotorblätter versagt haben. Ich habe keine Ahnung. Ich weiss es nicht.»
Es ist indes nicht das erste Mal, dass es mit einer Maschine des Unternehmens zu einem Unfall gekommen ist. Bereits im Juni 2013 waren vier schwedische Touristen an Bord eines Helikopters gewesen, als der Pilot eine Notlandung durchführen musste. Alle Insassen überlebten wie durch ein Wunder, nachdem der Pilot die Schwimmkörper des Helikopters ausgefahren hatte und sicher auf dem Fluss landete.
CEO Roth sagte dem Wall Street Journal damals, dass der Heli täglich Routineinspektionen unterzogen werde, er aber «keine Ahnung habe, warum» es mitten im Flug zu einer Fehlfunktion gekommen sei.
Immer wieder Unfälle mit Helikoptern
Ein Rundflug über New York gehört jedes Jahr für Tausende Touristen zum Pflichtprogramm. Für einige werden die wenigen Minuten über der einmaligen Kulisse von Manhattan - für die sie Hunderte Dollar zahlen - zum Höhepunkt des Urlaubs. Eine Reihe von Unternehmen hat sich zudem auf Flüge für Geschäftsleute spezialisiert.
Viele Anwohner stört der Hochbetrieb über den Dächern der Stadt allerdings. 2016 versuchte die Stadtverwaltung, die mit Dutzenden Millionen Dollar Einnahmen selbst an dem Geschäft profitiert, einen Kompromiss zu schliessen: Die ursprüngliche Zahl von 60'000 Flügen pro Jahr wurde halbiert.
Zu Unfällen kam es jedoch weiterhin. So stürzte im Mai 2019 ein ausser Kontrolle geratener Helikopter in den Hudson River. Der Pilot konnte sich mit einem Sprung ins Wasser retten. Kurze Zeit später stürzte ein Helikopter auf ein Hochhausdach und ging in Flammen auf.