Nach mehreren schweren Erdbeben in Afghanistan ist die Zahl der Todesopfer nach jüngsten Behördenangaben auf mehr als 2400 gestiegen. 2000 weitere Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das schwerste von drei Beben am Montag eine Stärke von 5,1.
Ein Arzt in der Notaufnahme der Provinz Herat sagte der Deutschen Presse-Agentur, es seien zunächst keine Verletzten gemeldet worden, das neue Beben sei aber «ziemlich intensiv» gewesen. «Die Menschen haben in Eile ihre Häuser verlassen und Schutz in Parks, Freiflächen und Gärten gesucht», sagte er. Die Menschen stünden unter Schock und die psychische Belastung sei hoch. Viele hätten die Nacht ohnehin schon im Freien verbracht.
Opferzahlen könnten weiter steigen
Die Zahl der bei dem Erdbeben am Wochenende ums Leben gekommenen Menschen sei «sehr hoch», hatte der stellvertretende Sprecher der Talibanregierung, Bilal Karimi, am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP gesagt. Das erste Beben der Stärke 6,3 hatte die Region um die Provinzhauptstadt Herat am Samstag erschüttert, es folgten mehrere starke Nachbeben. Menschen versuchten am Montag mit blossen Händen, Schaufeln und Spitzhacken die Trümmer beiseite zu räumen.
Am Vortag hatten die Behörden noch von 120 Toten und mehr als 1000 Verletzten gesprochen. Betroffen seien auch «Frauen, Kinder und ältere Menschen», teilte der Leiter der Katastrophenschutzbehörde der westlichen Provinz Herat, Mosa Aschari, am Samstag der Nachrichtenagentur AFP mit. Ein anderer Behördenvertreter sagte, es sei mit einem weiteren deutlichen Anstieg der Opferzahlen zu rechen.
Erdbeben mit Stärke 6,3
Das Beben hatte nach afghanischen Angaben und laut des US-Erdbebendiensts USGS eine Stärke von 6,3. Das Zentrum des Bebens lag demnach 40 Kilometer nordwestlich von Herat, der grössten Stadt in der Region. Die Behörden meldeten später acht Nachbeben mit einer Stärke zwischen 4,3 und 6,3. Die US-Behörde hielt in einer ersten Bewertung der Lage Hunderte Opfer für möglich. Wegen unterbrochener Telefonverbindungen konnten viele Menschen ihre Angehörigen nicht erreichen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden in mindestens zwölf Dörfern der Provinz Herat mehr als 600 Häuser zerstört oder teilweise beschädigt, etwa 4200 Menschen sind demnach betroffen. Der Sprecher der Katastrophenschutzbehörde, Mullah Dschan Sajek, sagte AFP, es werde damit gerechnet, dass die Zahl der Todesopfer «sehr hoch steigt». Das Auswärtige Amt in Berlin sprach von Hunderten Todesopfern durch das Erdbeben und bekundete sein Mitgefühl mit den Angehörigen der Erdbebenopfer und den Verletzten.
Die Europäische Union (EU) versicherte der betroffenen Bevölkerung Afghanistans ihre volle Solidarität, wie EU-Chefdiplomat Josep Borrell (76) beim Kurznachrichtendienst X (früher Twitter) schrieb. «EU-Teams haben das Katastrophengebiet bereits erreicht, um zu helfen», teilte er mit, ohne Details zu nennen.
Im Juni vergangenen Jahres waren mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen, als ein Beben der Stärke 5,9 die verarmte Provinz Paktika erschütterte. Zehntausende Menschen verloren zudem ihr Zuhause. (SDA/AFP/chs)