Fast überall hat das Coronavirus riesige Auswirkungen: Veranstaltungsverbote in der Schweiz und Frankreich, geschlossene Schulen und Universitäten in Italien, und im Iran steigt die Zahl der Toten unaufhaltsam. In Taiwan hingegen ist von einer Corona-Krise fast nichts zu spüren. Am vergangenen Dienstag bestätigte das Gesundheitsministerium erst den 42. Fall.
Das grenzt an ein Wunder. Denn fast eine Million Taiwaner leben auf dem chinesischen Festland und reisen hin und her. Dazu kommen die jährlich drei Millionen Touristen aus China. Doch es ist kein Zufall, dass der Inselstaat fast heillos davon kommt. Das Land war besser vorbereitet als alle anderen. Dies beschreibt laut dem «Tagesspiegel» jedenfalls ein kleines Forscherteam im renommierten Medizin Fachmagazin «Journal of the American Medical Association».
Eine Organisation in Zeiten der Corona-Krise
Der Inselstaat habe vor allem aus den Fehlern des Sars-Virus 2003 gelernt. Damals wurde das Land schwer getroffen. Kurz danach gründete die taiwanische Regierung die Organisation «Nationale Gesundheits-Kommando-Zentrum» (NHCC). Diese wird bei Epidemien eingesetzt.
Und die Organisation reagierte extrem schnell. Kurz vor Jahreswechsel hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals über Lungenentzündungen unbekannter Ursache in der chinesischen Stadt Wuhan informiert. Taiwan reagierte sofort: Schon an diesem Tag wurden Passagiere in Direktflügen von Wuhan auf Symptome untersucht.
Nur noch Apotheken dürfen Schutzmasken verkaufen
Dazu wurden Taiwaner, die in China herumreisten, in Quarantäne gesteckt und wurden über ihre Mobiltelefone elektronisch überwacht und informiert. Auch die inländische Produktion von hochprozentigem Alkohol zur Desinfektion, Schutzkleidung und Atemmasken wurde sofort hochgefahren. Zudem durften nur noch die Apotheken im Land Schutzmasken verkaufen.
Ausserdem wurden mittels Daten der Nationalen Krankenversicherung, der Einreisebehörde, des Melderegisters der taiwanischen Bürger und der Ausländerregistrierung diejenigen Personen identifiziert, die in Risikogebieten waren. Diese wurden je nach Risiko-Einschätzung in Quarantäne versetzt.
Die erfolgreichen Massnahmen spiegeln sich in den Zahlen: 42 Infizierte und ein Todesfall. Im Gegensatz zu anderen Länder ist das nichts. Trotzdem warnte der taiwanische Gesundheitsminister Chen Shih-chung die Bevölkerung am Mittwoch. Es werden wohl mittelfristig mehr Menschen am Coronavirus erkranken. (sib)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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