Tag der Entscheidung
BLICK erklärt den Klima-Vertrag

Der Weltklimavertrag, das Dokument, das regeln soll wie die Weltgemeinschaft ab 2020 den Klimawandel bekämpfen will. Das Dokument ist aber noch ziemlich unleserlich, alle umstrittenen Formulierungen sind noch in eckigen Klammern.
Publiziert: 10.12.2015 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:22 Uhr
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Im Dokument aufgeführt: Einer der grössten Streitpunkte des Klima-Gipfels.
Foto: Zvg
Von Adrian Meyer

Heute geht eine der wichtigsten Konferenzen der Menschheitsgeschichte in ihre letzten, entscheidenden Stunden. An der Klimakonferenz in Paris ringen Unterhändler und Minister aus 196 Staaten einen letzten Tag – und womöglich eine lange Nacht – um den Weltklimavertrag. Erstmals soll das Dokument regeln, wie die Weltgemeinschaft ab 2020 gemeinsam den Klimawandel bekämpfen und den Ausstoss von Treibhausgasen vermindern will. Wenn alles gut kommt, steht am Ende dieses Tages ein fünfzehn bis zwanzig Seiten starkes Papier zur Rettung des Klimas.

Bis es überhaupt so weit kam, vollbrachten Tausende Unterhändler aus allen Nationen der Erde eine diplomatische Meisterleistung. Jahrelang feilschten sie um einen Vertragsentwurf. Wiederum um jedes Wort, jedes Komma in diesem Entwurf verhandelten in den vergangenen zwei Wochen die Delegierten an der Konferenz in Paris.

Das Dokument ist nicht nur in seiner Bedeutung einzigartig, sondern als Entwurf herrlich unlesbar. Jede Formulierung, die noch umstritten ist, steht in eckigen Klammern. Zusätzlich stehen bei den wichtigsten Knackpunkten mehrere Optionen zur Auswahl, um die sich Diplomaten zanken.

Wie komplex das ist, zeigt die Sprache des jüngsten Entwurfs vom 9. Dezember. Leseprobe:

«Der Zweck dieser Vereinbarung ist es, [die Umsetzung der Klimarahmenkonvention zu verstärken und deren Ziel zu erreichen] [das Ziel der Konven­tion, das in deren Artikel 2 dargelegt wird, weiter umzusetzen [durch verstärktes Handeln, verstärkte Kooperation und Unterstützung]], sodass

(a) der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur begrenzt wird auf

Option 1: unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau,

Option 2: deutlich unter 2 °C über dem vorindustriellen Niveau [und dass [schnell] globale Bestrebungen verstärkt werden, um den Temperaturanstieg auf unter 1,5 °C zu begrenzen] [, wobei anerkannt wird, dass für gewisse Regionen und gefährdete Ökosysteme sogar bei einer Erwärmung von mehr als 1,5 °C hohe Risiken vorhergesagt werden],

Option 3: unter 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau.» Noch hat der Text rund 360 Klammern, verteilt auf 29 Seiten. Sie alle müssen heute weg. Zu Beginn der Verhandlungen waren es über 1600 Klammern. Eine Einigung scheint also möglich. Noch wird um die wichtigsten Knackpunkte heftig gestritten: über die Finanzierung, wie ehrgeizig man das Klima schützen soll, oder ob Industrieländer mehr Pflichten übernehmen sollen als Entwicklungsländer.

Die alles entscheidenden Klammern stehen am Anfang und Ende des gesamten Texts: Sie sind erst gelöst, wenn heute Nacht alle Nationen den Vertrag unterzeichnet haben. Denn jedes Land hat ein Vetorecht. Sagt nur eines Nein, gilt die Klimakonferenz als gescheitert.

Wie heiss solls sein?

Paris – Einer der grössten Streitpunkte der Klimakonferenz in Paris ist nach wie vor, wie stark der weltweite Temperaturanstieg begrenzt werden soll. Im jüngsten Vertragsentwurf vom 9. Dezember stehen drei Optionen: unter 2 Grad, deutlich unter 2 Grad oder unter 1,5 Grad. Inselstaaten wollen eine tiefere Limite, die Ölstaaten lieber nicht. Allerdings ist selbst das 2-Grad-Ziel nur unter gewaltigen Anstren­gungen zu erreichen, denn die Erde hat sich seit 1880 bereits um fast ein Grad erwärmt.

Paris – Einer der grössten Streitpunkte der Klimakonferenz in Paris ist nach wie vor, wie stark der weltweite Temperaturanstieg begrenzt werden soll. Im jüngsten Vertragsentwurf vom 9. Dezember stehen drei Optionen: unter 2 Grad, deutlich unter 2 Grad oder unter 1,5 Grad. Inselstaaten wollen eine tiefere Limite, die Ölstaaten lieber nicht. Allerdings ist selbst das 2-Grad-Ziel nur unter gewaltigen Anstren­gungen zu erreichen, denn die Erde hat sich seit 1880 bereits um fast ein Grad erwärmt.

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