Die Auftritte von Margaret Thatcher (†87) hatten es nicht nur politisch in sich – auch modisch wusste die konservative Engländerin, wie sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Egal ob Dinnerkleid, Aktenkoffer oder Handtasche: Thatcher zeigte stets Mut zur Farbe und setzte damit neue Massstäbe. Noch bis am Mittwoch Nachmittag werden Stücke aus dem früheren Besitz der Politikerin in London versteigert.
Besonders im Fokus stand gestern am ersten Tag der Versteigerungen der berühmte rote Regierungskoffer, in dem Thatcher jeweils vertrauliche Dokumente mit sich trug. Beim Auktionshaus Christie's rechnete man damit, dass das dafür Höchstgebot bei knapp 5000 Pfund liegen würde. Am Ende wechselte der Koffer für umgerechnet 360'000 Franken den Besitzer – fast 50 Mal mehr als erwartet!
Auch Teile aus der Garderobe Thatchers wie das blaue Kleid, welches die damals 26-Jährige zur Hochzeit mit Denis Thatcher 1951 getragen hatte, übetrafen die vorausgesagten Erträge deutlich. Das Hochzeitskleid ging für 25'000 Pfund an einen Bieter aus dem Oman, wie das Auktionshaus mitteilte. Ein von Thatcher unterschriebenes Schriftstück mit einem Gedicht von Franz von Assisi, aus dem die Premierministerin bei ihrem Amtsantritt 1979 zitiert hatte, erzielte gar 37'500 Pfund.
Versteigert wurden bisher insgesamt 185 Gegenstände. Teuerstes Stück war das Modell eines amerikanischen Weisskopfadlers mit eingravierten «besten Grüssen von (US-Präsident) Ronald Reagan», der statt für erhoffte 8000 Pfund gleich für 266'500 Pfund an einen anonymen Käufer ging. Insgesamt brachte die Auktion 4,5 Millionen Pfund.
Noch vor Beginn der Auktion sorgte der weitere Verbleib der Besitztümer von Margaret Thatcher für heisse Diskussionen. Viele Briten zeigten sich empört, als das Gerücht die Runde machte, dass das Victoria and Albert Museum in London kein Interesse an den Stücken gehabt haben soll. Es stellte sich aber heraus, dass dem Museum die Erbstücke gar nie angeboten wurden.
Stattdessen versteigern nun die beiden Zwillingskinder Mark und Carol die Sachen der Mutter. Der Gesamterlös war vor der Auktion auf etwa 500'00 Pfund geschätzt worden. Auch diese Einschätzung fiel viel zu tief aus. (cat/SDA)