Die Geiselnehmer im Entführungs-Fall um die deutsche Unternehmer-Tochter Anneli agierten stümperhaft. Wohl aus Angst, von ihr identifiziert zu werden, erwürgten die unmaskierten Täter die 17-Jährige mit einem Gurt. Aber auch die Übergabe eines Lösegelds scheiterte an der Dummheit der Kidnapper: Markus B. (39) und Norbert K. (61) verlangten 1,2 Millionen Euro von Annelis Familie, waren jedoch nicht im Stande, eine Lösegeld-Übergabe zu organisieren.
Die Geiselnehmer telefonierten dreimal mit Annelis Familie, wie die Ermittlungen zeigen. Im dritten Telefonat verlangten sie die Online-Überweisung der Summe auf ein Konto im Ausland. Wie die Nachrichtenseite «bild.de» schreibt, wollten sie sich den Betrag nach Malaysia ausbezahlen lassen. Sie erwähnten aber weder Kontonummer noch Bank. «So war eine Lösegeldzahlung unmöglich», sagt Polizeipräsident Dieter Kroll.
Was die Kidnapper nicht bedachten: 1,2 Millionen Euro lassen sich nicht so einfach ins Ausland überweisen. Schon gar nicht via Online-Banking. Für derartige Überweisungen gibt es nämlich eine gesetzliche Obergrenze von 50'000 Euro in ein Land innerhalb und von 12'500 Euro in ein Land ausserhalb der EU. Summen, die diese Beträge übersteigen, können nur schriftlich und mit speziellen Formularen in andere Länder transferiert werden.
Anneli war am Donnerstagabend nicht von einem Spaziergang mit ihrem Hund zurückgekehrt. Am Sonntag gelangten die Ermittler mit dem Fall an die Öffentlichkeit. Nach einem Zeugenaufruf gingen Dutzende Hinweise ein. Die Einsatzkräfte durchsuchten mehrere Gebäude. Auf einem Hof bei Klipphausen stiessen die Beamten dann am Montagabend auf die Leiche der 17-Jährigen. Wenig später kam die Polizei den mutmasslichen Tätern auf die Spur: Markus B., arbeitsloser Koch, und Edelmetall-Händler Norbert K. (noo)