Der türkische Generalstabschef Hulusi Akar habe seinem US-Kollegen Joseph Dunford bei dessen Türkei-Besuch am Freitag zwei Szenarien vorgestellt, berichtete die türkische Zeitung «Hürriyet» am Samstag.
In beiden Fällen sollten sich die USA auf ein Kontingent von 10'000 arabischen syrischen Rebellen stützen, die von der Türkei ausgebildet wurden, hiess es in dem Bericht. Ausserdem sollten sich türkische und US-Spezialkräfte an der Befreiung von Rakka beteiligen.
Plan A sieht laut «Hürriyet» vor, dass die türkische Armee ihre Offensive von Tall Abjad aus startet, einer Stadt rund 80 Kilometer nördlich von Rakka an der syrisch-türkischen Grenze. In diesem Falle müsste sie allerdings ein von kurdischen Milizen kontrolliertes Gebiet durchqueren. Washington müsse daher die Kurden überzeugen, für die Türken einen 20 Kilometer langen Korridor einzurichten, heisst es in dem Bericht.
Bei Plan B startet die Offensive in der Stadt Al-Bab, die derzeit von der türkischen Armee belagert wird und etwa 180 Kilometer westlich von Rakka liegt. Dabei müssten die Streitkräfte einen längeren Weg zurücklegen, der überdies durch bergiges Gebiet führt.
Zur Zeit umzingelt eine arabisch-kurdische Koalition mit Unterstützung der USA Rakka, um die IS-Hochburg zu isolieren. Dem Bündnis gehört auch die Kurdenmiliz YPG an, die Ankara als Terrororganisation betrachtet. Die Zusammenarbeit zwischen den USA und den Kurden hatte in den vergangenen Monaten die Beziehungen zwischen Washington und Ankara belastet.
Der neue US-Präsident Donald Trump hat sich noch nicht festgelegt, ob er bei der Rückeroberung von Rakka auf Kurdenmilizen setzen will. Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim warnte am Samstag, wenn Washington dies tue, würde dies «ein ernsthaftes Problem für unsere Beziehungen mit den USA darstellen».
Offensive auf Mossul steht bevor
Derweil steht die Offensive auf den vom IS kontrollierten Westen der irakischen Grossstadt Mossul unmittelbar bevor. Die Luftwaffe habe Millionen Flugblätter über dem Gebiet abgeworfen, um die Bevölkerung zu warnen und über den Vormarsch zu informieren, teilte das irakische Verteidigungsministerium am Samstag mit. Mit weiteren Flugblättern sei der IS zur Aufgabe aufgerufen worden.
Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Westen der Stadt bis zu 800'000 Zivilisten leben. Die UNO-Koordinatorin für den Irak, Lise Grande, warnte am Samstag vor Massenvertreibungen. Die erwartete Offensive könnte auch zu einer Belagerung der dicht bevölkerten Altstadt führen, sagte sie.
Wegen der für Panzerfahrzeuge unpassierbaren engen Gassen gilt der angekündigte Angriff auf den Westteil der letzten IS-Hochburg im Irak als besonders schwierig.
Im vergangenen Monat hatten irakische Streitkräfte die islamistischen Extremisten aus dem Osten der Stadt vertrieben. Mossul ist die letzte IS-Hochburg im Irak.