Syrien
Terror-Miliz IS kurz vor Verlust ihrer Hochburg al-Rakka in Syrien

Beirut – Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) steht kurz vor dem Verlust ihrer Hochburg al-Rakka in Nordsyrien. Viele IS-Kämpfer haben die Stadt bereits verlassen oder stehen vor ihrer Evakuierung; weitere wollen in der nordsyrischen Stadt ausharren.
Publiziert: 14.10.2017 um 20:15 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 19:00 Uhr
Ein Kämpfer des kurdisch-arabischen Militärbündnis der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) rennt durch die durch Kämpfe schwer beschädigte IS-Hochburg von Rakka in Syrien. (Archiv)
Foto: Keystone/AP/HUSSEIN MALLA

In den vergangenen Tagen sind die Männer und ihre Familien nach einer Abmachung der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) mit den Extremisten aus der Stadt gebracht worden. Wohin sie gingen, war nicht bekannt.

In der Nacht zum Samstag habe auch die letzte Gruppe syrischer IS-Kämpfer die Stadt geräumt, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR), Rami Abdel Rahman. Die in Grossbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Aktivisten vor Ort.

Die US-geführte Anti-IS-Koalition teilte mit, innert 24 Stunden hätten sich rund hundert IS-Kämpfer ergeben. Dennoch seien in den kommenden Tagen noch weitere Kämpfe zu erwarten.

Ausländische Mitglieder des IS verharren der Beobachtungsstelle zufolge weiterhin in der Stadt. Es war zunächst unklar, um wie viele Kämpfer es sich handelt. Während SOHR meldete, dass auch Vorbereitungen für deren Abzug getroffen würden, teilte die Anti-IS-Koalition mit, die ausländischen Kämpfer dürften die Stadt nicht verlassen.

Dem widersprach Omar Allusch, ein ranghoher Vertreter des Zivilrates von al-Rakka. Bis zu 500 in- und ausländische IS-Kämpfer blieben weiter in der Stadt. «Sie halten im Spital 400 Geiseln fest - Frauen und Kinder», sagte Allusch. Der Zivilrat von al-Rakka, eine von den SDF eingesetzte Verwaltung, war an den Verhandlungen über eine Evakuierung beteiligt gewesen.

Die Verhandlungen über den Abzug der ausländischen Kämpfer stockten nach SOHR-Angaben, weil angeblich der Drahtzieher des schweren Anschlages in Paris 2015 unter den Verbliebenen sein soll. Er soll sich weigern, aufzugeben.

Bei der koordinierten Anschlagserie in Paris im November 2015 hatten IS-Extremisten 130 Menschen getötet. In der Konzerthalle «Bataclan» richteten sie ein Massaker an, Bars und Restaurants wurden beschossen, am Stade de France sprengten sich während des Fussball-Länderspiels Frankreich-Deutschland drei Selbstmordattentäter in die Luft.

Al-Rakka war von den IS-Kämpfern 2014 erobert worden und galt neben Mossul im Nordirak als wichtigste Stadt in den Händen des IS. Die Terror-Miliz hat die Stadt später zur inoffiziellen Hauptstadt ihres selbsternannten «Kalifats» in Syrien gemacht.

Das SDF-Bündnis hatte den Marsch auf al-Rakka vergangenes Jahr im November begonnen. Nachdem die Stadt eingekreist war, begann Anfang Juni der Sturm auf die Stadt. Die internationale Anti-IS-Koalition unterstützt die Offensive aus der Luft.

Seit vergangenem Jahr ist die sunnitische Terror-Miliz jedoch in der Defensive. Im Nordirak verloren sie ihre wichtigsten Städte, darunter die Grossstadt Mossul.

Nach der Befreiung von Mossul gilt die endgültige Vertreibung der Extremisten aus al-Rakka als Meilenstein im Kampf gegen die Dschihadisten. Auch in Syrien werden sie immer weiter zurückgedrängt.

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