Die Regierungstruppen hätten die «komplette Kontrolle» über die Stadt übernommen, berichteten Staatsmedien am Freitag. Die IS-Miliz hatte die Stadt Deir Essor und die umliegende Provinz 2014 fast vollständig in ihre Gewalt gebracht.
Nur wenige Viertel und der Flughafen der Stadt am Euphrat blieben unter Kontrolle der Regierungstruppen. Im September vertrieben diese aber die sunnitische Terrorgruppe aus mehreren Vierteln und drängten sie auch im Umland der Stadt zurück.
Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete von schweren Schäden in der Stadt. Ganze Gebäude seien eingestürzt und viele Fassaden zerstört. Sprengstoffexperten waren damit beschäftigt, die zahlreichen Minen in der Stadt zu entschärfen. Mit dem Fall von Deir Essor haben die Dschihadisten sämtliche Grossstädte verloren, die sie 2014 erobert hatten.
Im Juli war ihre irakische Hochburg Mossul nach monatelangen Kämpfen an die Regierungstruppen gefallen, und im Oktober verloren sie auch ihre informelle syrische Hauptstadt al-Rakka an das kurdisch-arabische SDF-Bündnis. Inzwischen kontrollieren sie nur noch die Stadt Abu Kamal an der Grenze zum Irak und einige Ortschaften auf der anderen Seite der Grenze.
Die irakische Armee nahm derweil nach eigenen Angaben die Ortschaft Al-Kaim ein. Am Freitagmorgen seien die IS-Stellungen in der Stadt von Artillerie und Kampfflugzeugen bombardiert worden, bevor die Anti-Terror-Kräfte der Armee nach Al-Kaim eingedrungen seien, sagte General Noman al-Sobai.
Zahlreiche Dschihadisten würden mit ihren Familien nach Abu Kamal fliehen, erklärten die Hasched-al-Schaabi-Milizen, die an der Offensive beteiligt sind. Laut der internationalen Anti-IS-Koalition befinden sich noch rund 1500 IS-Kämpfer in der Wüstenregion um Abu Kamal, wo die letzte grosse Schlacht mit der Extremistengruppe erwartet wird. Die syrische Armee steht 40 Kilometer vor der Stadt.
Unterdessen kündigte sich ein Streit im UNO-Sicherheitsrat zwischen Russland und den USA über die Chemiewaffeninspektoren in Syrien an. Moskau und Washington brachten jeweils einen Resolutionsentwurf zu der anstehenden Verlängerung des Mandats der Expertenmission der UNO und der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) ein.
Der russische Entwurf verlangt, dass der Bericht eines Ermittlerteams zum Chemiewaffenangriff auf die Ortschaft Chan Scheichun im April «eingefroren» wird, bis eine neue «umfassende und hochqualitative Ermittlung» vor Ort stattgefunden habe.
Die UNO-Experten hatten die syrischen Regierungstruppen für den tödlichen Angriff mit über 80 Toten verantwortlich gemacht. Russland wies den Bericht als unprofessionell zurück.
Das Mandat der Chemiewaffeninspektoren in Syrien will Moskau zunächst nur um sechs Monate verlängern. Es ist unwahrscheinlich, dass der Entwurf die Zustimmung der USA, Frankreichs und Grossbritanniens erhält.
Die USA brachten am Donnerstag einen eigenen Resolutionsentwurf im Sicherheitsrat ein, der eine Verlängerung des Mandats der Inspektoren des Gemeinsamen Untersuchungsmechanismus (JIM) um zwei Jahre vorsieht. Das Mandat läuft am 16. November aus.