Mehrere Angriffe hätten auf Stellungen im Westen der IS-Hochburg Raka im Nordosten des Landes abgezielt, sagte der Chef der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP.
Die Detonationen seien bis in die Stadt zu hören gewesen. Nähere Angaben zu den Zielen machte er nicht. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netzwerk von Informanten, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite aber kaum überprüfbar.
Der IS kontrolliert die gesamte Provinz Raka, die dort gelegene gleichnamige Stadt wird als Hauptstadt der Extremisten angesehen. Raka ist seit dem Jahr 2013 IS-Hochburg.
Am Donnerstag attackierte die russische Luftwaffe die Provinz erstmals seit dem Beginn ihre Luftangriffe am Mittwoch. Nach Angaben aus Moskau richten sich die russischen Angriffe gegen die Milizen IS und Al-Nusra-Front sowie gegen andere «Terroristengruppen».
Westliche und arabische Staaten werfen Moskau aber vor, auch gemässigte Rebellengruppen zu bombardieren. Demnach dienen die Angriffe weniger dem Kampf gegen die Dschihadisten als vielmehr der Unterstützung des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad.
Der Beobachtungsstelle zufolge trafen russische Angriffe am Donnerstag auch ein Spital in der westlichen Provinz Hama, wobei Ärzte verletzt worden seien. Der IS sei in dieser Region nicht aktiv.
Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon sagte der Zeitung «The Sun» vom Samstag, nur fünf Prozent der russischen Attacken hätten Ziele des IS ins Visier genommen. «Wir analysieren die Angriffe jeden Morgen», sagte Fallon der Zeitung. «Die grosse Mehrheit richtet sich nicht gegen den IS.»
Stattdessen greife die russische Luftwaffe vor allem Gebiete an, in denen Zivilisten lebten und nehme Kämpfer der Freien Syrischen Armee ins Visier. Die moderate Opposition kämpft gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Mit dem Einsatz Russlands werde die syrische Führung gestärkt und das Leiden der Bevölkerung verlängert, beklagte der britische Minister.
Die Vereinten Nationen beklagen derweil, sie könnten in Syrien nicht wie geplant humanitäre Hilfe leisten. Eigentlich war vereinbart, Verletzte aus mehreren Regionen des Bürgerkriegslandes zu evakuieren. Der Plan wurde unterstützt vom Iran und der Türkei.
Er liege nun aber wegen «verstärkter militärischer Aktivitäten» auf Eis, sagte eine UNO-Sprecherin am Freitag. Einen direkten Hinweis auf die jüngsten Luftangriffe Russlands in Syrien gab es nicht. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters jedoch, das russische Eingreifen gefährde die UNO-Hilfen.
Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz sagte, die Versuche zur Evakuierung Verletzter seien ausgesetzt worden. Sie könnten aber wieder aufgenommen werden, sollte die Situation vor Ort dies zulassen.