Syrien
Mehr als 3500 Exekutionen seit Ausrufung des IS-Kalifats

Beirut – Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hat nach Angaben von Aktivisten seit der Ausrufung ihres Kalifats vor fast anderthalb Jahren mehr als 3500 Menschen in Syrien exekutiert. Die meisten Opfer waren Zivilisten.
Publiziert: 29.11.2015 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2018 um 10:04 Uhr

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte am Sonntag mit, sie habe seit Ende Juni 2014 insgesamt 3591 Hinrichtungen in Syrien dokumentiert. Unter den Todesopfern waren demnach 1945 Zivilisten, darunter 103 Frauen und 77 Kinder.

Die Dschihadisten warfen den von ihnen ermordeten Zivilisten den Angaben zufolge Hexerei, Homosexualität oder Zusammenarbeit mit der US-geführten Koalition vor, die seit September 2014 Luftangriffe gegen den IS in Syrien fliegt.

Der Beobachtungsstelle zufolge handelte es sich bei fast der Hälfte der hingerichteten Zivilisten um Mitglieder des sunnitischen Schaitat-Stammes. Der IS hatte im Jahr 2014 mehr als 900 Stammesangehörige in der Provinz Deir Essor getött, nachdem diese sich gegen die ebenfalls sunnitischen Extremisten aufgelehnt hatten.

Neben den Zivilisten wurden den Angaben zufolge 975 Regierungssoldaten und fast 250 Kämpfer anderer Rebellengruppen hingerichtet, aber auch mehr als 400 Kämpfer aus den eigenen Reihen, die desertieren wollten.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hat ihren Sitz in Grossbritannien und stützt sich auf ein Netzwerk von Aktivisten und Ärzten in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite wegen der unübersichtlichen Lage in dem Bürgerkriegsland kaum überprüfbar.

Am Wochenende wurden in der nordirakischen Region Sindschar nach kurdischen Angaben erneut Massengräber entdeckt. Aus der strategisch wichtigen Region wurden die Dschihadisten Mitte November von kurdischen Peschmerga-Soldaten vertrieben.

Im Grab seien 113 Leichen von offenbar bei Massenexekutionen erschossenen Jesiden gefunden worden, erklärte ein Behördensprecher. Der IS verfolgt Jesiden als «Teufelsanbeter» und hat viele von ihnen ermordet. Zuvor waren nach kurdischen Angaben in Massengräbern in der Region bereits 130 Opfer geborgen worden, darunter zahlreiche Frauen.

Bei Luftangriffen im Nordwesten Syriens wurden am Sonntag nach Angaben von Aktivisten mindestens 18 Zivilisten getötet und mehr als 40 weitere Menschen verletzt. Es habe sich «wahrscheinlich» um Angriffe der russischen Luftwaffe gehandelt, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Angegriffen wurde demnach die Stadt Ariha in der Provinz Idlib, die von der «Eroberungsarmee» verschiedener islamistischer Rebellengruppen kontrolliert werde, darunter die mit Al-Kaida verbündete Al-Nusra-Front, sagte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Andere lokale Aktivisten gingen von rund 40 Toten aus und gaben an, die Luftschläge hätten einen Markt getroffen.

Die Gegner des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verstärkten derweil nach seinen Worten ihre Unterstützung für die Aufständischen. Diese hätten mehr Waffen als auch finanzielle Hilfen erhalten, seitdem die syrische Armee ihre Offensive begonnen habe, sagte Assad amtlichen Medien zufolge am Sonntag.

Die Äusserungen fielen demnach bei einem Gespräch mit dem iranischen Politiker Ali Akbar Welajati, einem Berater des obersten politischen und religiösen Führers Irans, Ajatollah Ali Chamenei. An der Seite der syrischen Armee kämpfen die russische Luftwaffe, iranische Soldaten und Kämpfer der libanesischen Schiitenbewegung Hisbollah.

Am Samstag hatte die syrische Armee erklärt, die Türkei habe ihre Lieferungen mit Waffen, Munition und Ausrüstung an «die Terroristen in Syrien» verstärkt.

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