Seine jüngste Reise habe ihn im Glauben bestärkt, dass die Kriege in der Region zu einer erschreckenden «neuen Normalität» geworden seien, schreibt der Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in einer am Freitag veröffentlichten Erklärung am Ende eines zehntägigen Besuchs in Irak, Iran und Syrien.
Gerade die Situation in Syrien habe sich seit seinem letzten Besuch vor zehn Monaten verschlechtert. Damals habe es noch Hoffnung gegeben. «Welche Hoffnung bleibt Kindern, die zusehen mussten, wie Familien zerstört und Grausamkeiten begangen wurden?»
Die Menschen, die er getroffen habe, seien erschöpft, schreibt Maurer. «Erschöpft von den Bomben und Raketen, die auf von Zivilisten bewohnte Gebiete fallen. Erschöpft vom Unwissen über das Schicksal von vermissten oder gefangengehaltenen Familienmitgliedern.»
Von Rache getriebene Kämpfe, die ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung geführt würden, hätten in letzter Zeit an Intensität gewonnen. «Das Ausmass des Leidens in Ost-Ghuta ist nach Afrin, Mossul, Sanaa und Taiz das jüngste Beispiel.»
Verschärft werde die Situation jeweils dort, wo humanitäre Helfer keine Erlaubnis hätten, ihrer Arbeit nachzugehen. Hilfe sei kein «Spielball» der Politik und dürfe nicht Teil des politischen Prozesses sein.
Der Zugang für die humanitäre Hilfe, der Schutz der Zivilbevölkerung und die menschenwürdige Behandlung von Gefangenen gehörten nicht in die Kategorie «nice to have» - ganz im Gegenteil: Diese Aspekte seien sowohl eine moralische wie auch eine rechtliche Pflicht.
Diese Woche sei der Krieg in Syrien in sein achtes Jahr gegangen, schreibt Maurer. Er fragt sich, wie lange die Mächte hinter den Kämpfen zuliessen, dass Leztere sich in die Länge zögen. «Sie müssten doch mittlerweile wissen, dass ein Krieg der Rache ein endloser Krieg ist, der nur Verlierer kennt.»