Regime, Russen und Rebellen schieben sich die Schuld zu
Waffenruhe in Aleppo gebrochen!

Rebellen und Zivilisten in Aleppo haben am Mittwochmorgen auf ihre Evakuierung aus dem Ostteil der syrischen Grossstadt gewartet. Diese verzögerte sich – und die syrische Armee hat ihre Kämpfe wieder aufgenommen.
Publiziert: 14.12.2016 um 06:01 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:20 Uhr

Im Ostteil der syrischen Grossstadt Aleppo hat es am Morgen nach Berichten von Aktivisten und Beobachtern erneut Kämpfe und Artilleriebeschuss gegeben.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtete von einer Explosion durch Artilleriebeschuss des syrischen Regimes auf Ost-Aleppo. Die Einheiten des syrischen Machthabers Baschar al-Assad hätten mindestens 14 Granaten in die noch von den Rebellen gehaltenen Strassenzüge abgeschossen, sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Aktivisten berichteten ebenfalls von Angriffen regierungstreuer Truppen.

Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Berufung auf ihren Korrespondenten, syrische Regierungstruppen und mit ihr verbündete schiitische Milizen hätten die Waffenruhe durchbrochen. Sie hätten begonnen, den belagerten Teil mit schweren Waffen zu beschiessen.

Wollten Rebellen Belagerung durchbrechen?

Wie die russische Nachrichtenagentur Tass mit Verweis auf das russische Verteidigungsministerium meldete, hatten Rebellen versucht, die Belagerung der syrischen Truppen zu durchbrechen. Der Versuch sei zurückgeschlagen worden.

Am Dienstag hatte Russland mitgeteilt, nach der weitgehenden Einnahme von Ost-Aleppo habe die syrische Armee die Kampfhandlungen beendet, um den Aufständischen und ihren Familien die Flucht aus Aleppo zu ermöglichen.

Der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu warf Syrien und seinen Verbündeten vor, die Vereinbarung über den Rebellen-Abzug und die Evakuierung von Aleppo zu hintertreiben. Er werde darüber mit dem russischen und iranischen Aussenminister sprechen. Die Vorbereitungen der Türkei für die Errichtung von Zeltlagern zur Aufnahme der Flüchtlinge aus Aleppo in der Türkei und Nordsyrien seien abgeschlossen.

Busse verlassen Aleppo ohne Kämpfer und Zivilisten

Die syrische Regierung hat inzwischen alle Busse zurückbeordert, die zum geplanten Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus dem umkämpften Ostteil Aleppos bereitstanden. Aus regierungstreuen Kreisen hiess es, dies signalisiere, dass die Abmachung zwischen Regierung und Rebellen zum Abzug gescheitert sein könnte.

Mit diesen Bussen sollen die Zivilisten evakuiert werden.
Foto: Reuters

Mehrere Busse, die am Rande der von den Rebellen noch kontrollierten Gebiete in Ost-Aleppo gewartet haben, seien zurückgezogen worden. «Die Verzögerungen beim Abzug der Aufständischen, ihrer Familien und anderer Zivilisten gehen auf Unstimmigkeiten zwischen den Anführern der Rebellen zurück», hiess es aus Regierungskreisen.

100'000 Menschen eingeschlossen

Nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte der Welt sind noch etwa 100'000 Menschen auf einem Gebiet von lediglich fünf Quadratkilometern im Osten der Stadt eingeschlossen.

Bisher sind nach Angaben der oppositionsnahen SOHR bereits mehr als 130'000 Zivilisten aus Ost-Aleppo geflohen. (bau/SDA)

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