Die Uno und ihre Partner benötigten 3,5 Milliarden Dollar (rund 3 Milliarden Euro), um 13 Millionen Menschen in Syrien zu unterstützen. Von der Summe habe man erst einen Teil. Wegen der Dauer und Intensität des Konflikts seien die Ressourcen der Organisation ausgeschöpft, sagte Lowcock.
Die Lage der Menschen Spitze sich weiter zu. In dem Land liefen 6,5 Millionen Menschen Gefahr, zu wenig zu Essen zu bekommen. Weniger als die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen funktioniere noch und jede dritte Schule sei zerstört. «Millionen Kinder dort kennen keinen Frieden», sagte Lowcock.
Die EU hielt die Konferenz bereits im vergangenen Jahr ab. Seitdem habe die Gewalt in Syrien noch zugenommen, sagte EU-Kommissar Johannes Hahn. «Wir werden heute beweisen, dass es trotz aller Verzweiflung Grund zur Hoffnung gibt.»
Vor einem Jahr sagten die Geberländer 5,6 Milliarden Euro zu. Die Summe soll diesmal sogar übertroffen werden. Dazu werden in Brüssel Vertreter von 85 Ländern und Organisationen erwartet. Die eigentliche Spendenkonferenz findet am Mittwoch statt. Am Dienstag steht die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen im Zentrum.
Um eine weitere Eskalation des Konfliktes zu verhindern, soll es am Rande der Brüsseler Konferenz auch Gespräche über einen möglichen Neustart von Friedensgesprächen geben.
«Wir werden versuchen, einen Anstoss in diese Richtung zu geben», hatte die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini in der vergangenen Woche bei einem EU-Aussenministertreffen gesagt. Es müsse Druck auf das Regime von Präsident Baschar al-Assad ausgeübt werden, damit dieser sich konstruktiv an den von der Uno vermittelten Gesprächen beteilige. Dafür könnten vor allem die bisherigen Unterstützer Russland und der Iran sorgen.
Als mögliches Druckmittel gegen diese beiden Staaten werden die Wiederaufbauhilfen für das völlig zerstörte Bürgerkriegsland Syrien genannt. Diese sollen von Seiten der Europäischen Union nur fliessen, wenn ein politischer Übergangsprozess läuft. Die bei der Brüsseler Konferenz gesammelten Hilfen sind lediglich für humanitäre Hilfen vorgesehen.
Nächster Schritt ist die Rückeroberung von Idlib
Der Uno-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, warnte in Brüssel vor Angriffen auf die nordwestliche syrische Provinz Idlib, in die sich viele Gegner von Präsident Baschar al-Assad geflüchtet haben. Es müsse sichergestellt werden, dass Idlib «nicht das neue Aleppo, das neue Ost-Ghuta wird», sagte de Mistura. Denn dort lebten 2,5 Millionen Menschen. «Die Dimensionen sind vollkommen andere.»
Syrische Regierungstruppen hatten im April mit russischer Unterstützung die Rebellen-Bastion Ost-Ghuta bei Damaskus eingenommen. 2016 konnte Assads Militär bereits die nordwestliche Wirtschaftsmetropole Aleppo nach jahrelanger Belagerung zurückerobern.
Experten erwarten, dass Damaskus nun verstärkt gegen die Provinz Idlib vorgehen wird. Sie ist nach sieben Jahren Bürgerkrieg das letzte grosse Gebiet, das sich noch sich weitgehend der Kontrolle durch Damaskus entzieht. (SDA)