Lokale Medien und Aktivisten berichten über schlimme Zustände in der Stadt. Der Lokale Revolutionsrat des Ortes, der etwa 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Damaskus liegt, berichtete von bisher 39 Toten. Zunächst nicht zu verifizierende Fotos aus der Stadt zeigten völlig abgemagerte und leblose Körper.
Ein Arzt in Madaja berichtete der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch, die Bewohner dort würden Gras essen, um ihren Hunger notdürftig zu stillen. Zudem hätten sie vor einigen Tagen begonnen, Katzen und Hunde zu schlachten. Die Angaben des Arztes konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) rief die Konfliktparteien auf, die Versorgung der Menschen in Madaja zu ermöglichen. «Wir stehen in Syrien mit Hilfsgütern bereit, aber wir brauchen sicheren Zugang zu Madaja», sagte die für den Nahen Osten zuständige IKRK-Sprecherin, Dibeh Fakhr, am Donnerstag der dpa in Genf.
Zuletzt sei es Mitarbeitern des Roten Kreuzes sowie des Syrischen Roten Halbmonds im vergangenen Oktober ermöglicht worden, in der Stadt Hilfe zu leisten. «Was wir damals gesehen haben, war bereits schlimm», sagte Fakhr. Entsprechend besorgt sei man nun über die Medienberichte über die extreme Notlage in Madaja.
«Bereits als wir im Oktober Hilfe brachten, hatten die Menschen keine Nahrungsmittel mehr, kein Trinkwasser, keinen Zugang zu medizinischer Versorgung», sagte die Sprecherin. «Meine Kollegen berichteten von der Verzweiflung in den Augen der Menschen.»
Auch die Sprecherin des Welternährungsprogramms, Bettina Lüscher, sagte, Lastwagen mit Hilfsgütern zur Ernährung der Stadtbewohner stünden bereit. Voraussetzung sei aber, dass die Konfliktparteien den Helfern Zugang gewährten.
Immerhin keimte am Donnerstag etwas Hoffnung auf: Die syrische Regierung gab nach langen Verhandlungen grünes Licht für Hilfslieferungen in drei belagerte Städte. Die Vereinten Nationen begrüssten die Entscheidung aus Damaskus und kündigten an, in den kommenden Tagen Konvois nach Madaja sowie nach Fua und Kafraja zu schicken.
Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wird Madaja seit mehr als 170 Tagen von Regime-Truppen und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah belagert. 40'000 Menschen, darunter etwa die Hälfte Zivilisten, lebten zurzeit in der Stadt, die wegen sich dort aufhaltender Rebellen heftig bombardiert werde.
Die Menschenrechtsbeobachter sitzen in Grossbritannien, beziehen ihre Informationen jedoch aus einem dichten Netz an Informanten in Syrien. Sie gelten als gut informiert und zuverlässig.