SVP-Politiker Christoph Häusler bricht aus Knast aus
Jetzt jagt ihn der russische Geheimdienst

Vor einem Jahr wurde der Zuger Christoph Häusler (42) an der Grenze zu Georgien verhaftet. Kurz vor seiner Freilassung haut er aus dem Gefängnis ab. Jetzt jagt ihn der russische Geheimdienst.
Publiziert: 03.08.2011 um 23:55 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 20:19 Uhr
Von Adrian Schulthess

Nur ein paar Stunden fehlten noch. Dann hätte der Zuger Christoph Häusler (41) seine zehn Monate im Russenknast am Kaukasus ganz abgesessen. Vor einem Jahr wurde er am Checkpoint Zaramang an der Grenze zu Georgien verhaftet. Einen Monat zuvor soll er aus Finnland nach Russland eingereist sein. Ohne Visum, ohne Pass, mit einer abgelaufenen ID.

Der diplomierte Architekt türmt am 21. Juli aus der Gefängniskolonie bei Wladikawkas, Hauptstadt der russischen Republik Nordossetien. Nicht um in die Schweiz zu flüchten. Sondern um zu verhindern, dass er ausgeliefert wird.

Ohne Visum, ohne Pass, mit einer abgelaufenen ID

BLICK weiss: Die Behörden des Kantons Zug suchen Häusler mit einem internationalen Haftbefehl, weil er spurlos abgetaucht ist! Häusler trägt mehrere auffällige Tätowierungen. Einen Totenkopf am Hinterkopf, ein Keltenkreuz auf dem linken Unterarm und die Buchstaben SS auf der rechten Hand.

Anfangs hat die ossetische Polizei Christoph Häusler im Verdacht, als Kämpfer für eine islamistische Rebellengruppe eingereist zu sein. Denn vor fünf Jahren war der Zuger in der Türkei zum Islam konvertiert. Die Behörden vermuten, dass er jetzt im Extremisten-Milieu untergetaucht ist.

«Eigenverantwortung, Selbstverantwortung und Freiheit.»

Dabei ist es noch keine zehn Jahre her, dass sich für Christoph Häusler eine glänzende Politkarriere anbahnte. Im Spätsommer 2002 kandidierte der Architekt aus gutem Hause in Zug als SVP-Vertreter für den Stadt- und den Grossen Gemeinderat. Sein politisches Programm: «Eigenverantwortung, Selbstverantwortung und Freiheit.» In den Stadtrat schaffte er es nicht, aber ins Parlament.

Die hoffnungsvolle Karriere endet unter seltsamen Umständen. «Ab Mitte 2003 liess er sich nie mehr zu den Gemeinderatssitzungen blicken. Im Dezember trat er offiziell zurück. Warum, war nie ganz klar», erzählt ein Zuger Politiker.

Auch geschäftlich hat Christoph Häusler kein Glück. Seine Immobilienfirma wird liquidiert. Seit August 2005 läuft ein Konkursverfahren gegen Häusler.

«Spätestens ab 2005 haben wir ihn alle aus den Augen verloren», sagt ein ehemaliger Geschäftspartner. «Er stürzte ab. Früher trug er immer Anzug und Krawatte, gegen Ende sah er ganz heruntergekommen aus.» Hin und wieder seien Gerüchte bis nach Zug gedrungen. «Jemand hatte gehört, er sei in Ankara gestrandet. Das war das Letzte, was ich über Christoph gehört hatte.»

Auch die Partei vernimmt nichts. Auf der Mitgliederliste der SVP der Stadt Zug steht er heute nicht mehr.

Jetzt jagt die Polizei in Nordossetien nach dem Schweizer. Sogar die Zweigstelle des russischen Geheimdienstes FSO, Nachfolgeorganisation des gefürchteten KGB, ist involviert.

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