Bei einem Feuer in einem Hostel in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington sind in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) mindestens sechs Menschen gestorben. 52 Menschen konnten nach Angaben der Feuerwehr gerettet werden, viele von ihnen vom Dach des Gebäudes. Elf Menschen würden jedoch noch vermisst. Laut Feuerwehr hielten sich bei Ausbruch des Brandes etwa 90 Menschen in dem Hostel auf. Mehrere Menschen wurden ins Krankenhaus gebracht, zwei seien in kritischem Zustand, hiess es.
Am Mittwoch gaben die Behörden bekannt, dass sie nach dem Flammeninferno von Brandstiftung als Ursache ausgehen. Bisher wurde noch keines der Opfer geborgen. Die genaue Zahl der Opfer ist noch unklar.
Nachdem das Gebäude gesichert worden sei, hätten Einsatzkräfte am Mittwochnachmittag (Ortszeit) damit begonnen, nach Vermissten zu suchen und die bereits lokalisierten Todesopfer zu bergen, sagte Polizeichef Dion Bennett vor Journalisten. Auch sollten mögliche Spuren gesichert werden. Details zur möglichen Brandstiftung wurden zunächst nicht bekannt.
Mann sprang in Panik auf Dach
Da es aus Sicherheitsgründen zunächst unmöglich war, das Hostel zu betreten, sei die genaue Zahl der Opfer unklar, sagte Polizeisprecher Dion Bennett am Nachmittag vor Journalisten. Die sechs Opfer seien lokalisiert, aber noch nicht geborgen worden. Erst wenn das Gebäude am Mittwoch gesichert sei, werde dort in bisher nicht zugänglichen Teilen nach weiteren Toten gesucht. Im obersten Stock sei das Dach eingestürzt, dort liege alles in Trümmern, fügte er hinzu.
Mehr als 50 Menschen seien aus dem brennenden Gebäude gerettet worden, berichtete der Sender Radio New Zealand unter Berufung auf die Behörden. Einige flüchteten auf das Dach. Medien zitierten den örtlichen Leiter der Feuerwehr mit den Worten, das Flammeninferno sei «der schlimmste Albtraum» gewesen. «Viel schlimmer geht es nicht.» Die Einsatzkräfte hätten unter Einsatz ihres Lebens versucht, möglichst viele Eingekesselte zu retten.
Die Loafers Lodge mit 92 Zimmern liegt in Newtown, einem Vorort von Wellington. Sie beherbergte viele Langzeit-Bewohner, darunter auch ältere Menschen, wie Überlebende erzählten. Ein Mann berichtete, er sei in Panik aus dem Fenster auf ein Dach gesprungen. «Es war furchteinflössend, aber ich wusste, dass ich springen musste, sonst wäre ich in dem Gebäude verbrannt.»
Kein Sprinkler, kein Feueralarm
Ministerpräsident Chris Hipkins (44) sagte: «Es ist eine absolute Tragödie und eine schreckliche Situation.» Die Ursache für das Feuer sei derweil noch unklar. «Natürlich wird es im Laufe der Zeit eine Reihe von Untersuchungen darüber geben, was passiert ist und warum es passiert ist, aber im Moment muss der Fokus auf der Bewältigung der Situation liegen», betonte der Regierungschef. Ersten Angaben zufolge gab es in dem Hostel keine Sprinkleranlagen.
Die Feuerwehr war mit einem Grossaufgebot im Einsatz. Auf im Internet verbreiteten Videos war zu sehen, wie gewaltige Flammen vor allem in den oberen Stockwerken wüteten. Die Identifizierung der Opfer sei schwierig und könne längere Zeit dauern, erklärte eine Gerichtsmedizinerin.
Hohe Flammen und dicker Rauch waren über dem Dach der Loafers Lodge im Zentrum der Stadt zu sehen, als 80 Feuerwehrleute mit 20 Löschzügen in den frühen Morgenstunden gegen das Feuer ankämpften. Mithilfe einer Leiter retteten sie Menschen vom Dach, wie der Sprecher von Feuerwehr und Rettungskräften, Brendan Nally, mitteilte.
«Sie haben ziemlich viele Leute ganz oben vom Dach geholt, von einem Bereich direkt über dem Feuer», sagte Nally dem Sender Radio New Zealand. «Es gab keinen anderen Weg. Diese Leute wären gestorben, wenn unser Team nicht eingegriffen hätte.» In dem Hostel gebe es keine Sprinkleranlage und der Feueralarm sei nicht automatisch angegangen, fügte er hinzu.
Rettung auf allen Vieren
Ein Bewohner des Hostels, der nur seinen Vornamen – Chris – nannte, sagte dem öffentlichen Fernsehsender TVNZ, er sei auf allen Vieren aus seinem Zimmer gekrochen, um dem dichten Rauch zu entkommen. Er sei zum Treppenhaus gelangt, das schwarz und voller Rauch gewesen sein. «Es war schwierig, zu atmen. Alles ist weg. Mein Zimmer ist zerstört. Ich habe meine E-Zigarette und mein Telefon geschnappt statt meiner Schuhe», sagte er.
Der Brand sei «eine absolute Tragödie», sagte Neuseelands Regierungschef Chris Hipkins. Es sei «wahrscheinlich» von weiteren Toten auszugehen. Hipkins zufolge wohnten viele Schichtarbeiter in dem Hostel, weswegen unklar sei, wie viele Menschen sich bei Ausbruch des Feuers darin aufhielten.
Die Bürgermeisterin von Wellington, Tory Whanau (40), sagte, sie befürchte «viel mehr» als sechs Todesopfer. Es sei «absolut erschütternd». In dem Hostel hätten sowohl Langzeit- als auch Kurzzeitgäste gewohnt, darunter Menschen mit geringem Einkommen und solche, die sich nur «vorübergehend» in Neuseeland aufhielten. «Für uns in Wellington ist es ein dunkler Tag», sagte sie in einem Fernsehinterview.
Viele Verletzte
Sechs Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsnotdienstes mit Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert, einer von ihnen schwebte in Lebensgefahr. Weitere 15 Menschen wurden vor Ort medizinisch behandelt.
Ein Polizist sagte zunächst, es werde mit «weniger als zehn» Todesopfer gerechnet, die Anzahl der Todesopfer könne jedoch erst nach Betreten des Gebäudes festgestellt werden. Die Identifizierung der Opfer sei schwierig und könne längere Zeit dauern, erklärte eine Gerichtsmedizinerin. Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Brandes genau in dem Hostel aufhielten, war noch unklar.
Premierminister Hipkins kündigte eine «gründliche Untersuchung» der Katastrophe an. Zu gegebener Zeit werde geprüft werden, «ob in diesem Gebäude alle Vorschriften eingehalten wurden», aber derzeit liege der Fokus «auf der Unterstützung unserer Feuerwehr», sagte der Regierungschef. (SDA/AFP)