«Die Trauertage werden angesetzt, um das Land im Schmerz mit den Eltern und Freunden der Toten zu vereinen», teilte das Präsidialamt am Samstag mit. Die Staatstrauer solle von Sonntag bis Dienstag gelten. Tanzclubs und andere Etablissements sollten geschlossen bleiben, die Flaggen auf halbmast gesetzt werden.
Zuvor hatte der Zivilschutz mitgeteilt, in dem schweren Wirbelsturm seien 336 Menschen ums Leben gekommen. Vier Menschen wurden demnach noch vermisst und 211 weitere verletzt.
Mehr als 60'000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften. In verschiedenen Medien war zuletzt von deutlich mehr Toten die Rede gewesen.
Rettungskräfte vor Ort sagten am Samstag, sie rechneten damit, dass die Zahl der Toten noch steigen werde. Der Zivilschutz hat seit Donnerstag keine offiziellen Zahlen mehr veröffentlicht.
Hurrikan «Matthew» hatte den Südwesten Haitis am Dienstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde getroffen. Häuser wurden zerstört, Bäume knickten um, Strassen wurden überschwemmt.
Aus Angst vor Plünderungen hatten offenbar zahlreiche Menschen ihre Häuser nicht verlassen. Die besonders stark betroffene Region im Südwesten wurde vom Rest des Landes abgeschnitten.
«Mehr als 1800 Häuser wurden überflutet, Hunderte komplett zerstört», sagte der Kommandant der UNO-Blauhelmmission Minustah, General Ajax Porto Pinheiro, nach einem Rundflug über das Gebiet. «Kokospalmen wurden entwurzelt, Bananenplantagen zerstört - es ist auch eine Umweltkatastrophe.» In der ländlichen Region leben die meisten Menschen von der Landwirtschaft.
«Die Gefahr von Seuchen ist jetzt sehr hoch. Es gibt viel stehendes Wasser, und die Leute sind sowieso schon körperlich geschwächt», sagte der Projektkoordinator des deutschen Arbeiter-Samariter-Bundes, Alexander Mauz am Samstag per Telefon aus Port-au-Prince. «Die Menschen müssen möglichst schnell mit sauberem Trinkwasser versorgt werden.»
Internationale Organisationen und die haitianischen Behörden schafften Hilfsgüter in die Region. Die US-Marineinfanterie flog am Samstag Lebensmittel des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen in die Städte Jérémie und Les Cayes. Blauhelmsoldaten versuchten, die Strassen in das Katastrophengebiet wieder freizumachen.
Nach Angaben der UNO brauchen mindestens 350'000 Menschen Hilfe. Die US-Entwicklungshilfeagentur USAID wollte über 480 Tonnen Hilfsgüter nach Haiti fliegen - darunter 40'000 Decken und 20'000 Hygiene-Sets. Kuba, Kolumbien und Venezuela schickten Material und Ärzteteams in das Katastrophengebiet.