Studie sagt Entwicklungssprünge mit globalem Bevölkerungsschwund voraus
Ende dieses Jahrhunderts soll es 1 Milliarde weniger Menschen geben als heute

Die globale Bevölkerung werde ihren Höchststand in den 2050er-Jahren erreichen, sagt eine neue Studie. Dabei klingen die Gründe für den Bevölkerungsrückgang reichlich optimistisch. Rasche Wirtschaftsentwicklung werde Armut beseitigen.
Publiziert: 29.05.2023 um 04:57 Uhr
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Aktualisiert: 29.05.2023 um 10:51 Uhr
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Das globale Bevölkerungswachstum sei nicht unbegrenzt, sagt eine neue Studie.
Foto: Getty Images/Lonely Planet Image

Die «Grenzen des Wachstums»-Studie 1972 des renommierten Club of Rome galt als wegweisend: Die Ressourcen der Erde, so die Studie, könnten das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum nicht lange über das Jahr 2100 hinaus tragen. Dieser Blick in die Zukunft prägte das Denken von Generationen. Unlängst hat der Club of Rome eine Nachfolgestudie zum Thema in Auftrag gegeben. Das erstaunliche Ergebnis: Fortschritte in Wirtschaft und Technologie würden zum Ende von Armut und Überbevölkerung führen.

Im November war ein Meilenstein geknackt worden: Auf dem Erdball leben mehr als acht Milliarden Menschen. Doch das Bevölkerungswachstum gehe nicht unbegrenzt weiter. Die Weltbevölkerung dürfte in den 2050er-Jahren einen Höchststand von unter neun Milliarden erreichen, so ein Ende März veröffentlichter Forschungsbericht des Umweltnetzwerks Earth4All.

Diese neue Prognose liegt deutlich unter mehreren bekannten Bevölkerungsschätzungen, einschliesslich derjenigen der Vereinten Nationen. Die Bevölkerung werde nach einem Höchststand von rund 8,6 Milliarden Menschen abnehmen. Dies, wenn die Welt einen «Riesensprung» bei Investitionen in wirtschaftliche Entwicklung, Bildung und Gesundheit mache. Viele der ärmsten Länder könnten sich aus extremer Armut befreien. Bis zur Jahrhundertwende im Jahr 2100 werde die Weltbevölkerung auf sieben Milliarden Menschen zurückgehen.

Gute und schlechte Nachricht zugleich

Die Autoren argumentieren, dass andere prominente Bevölkerungsprognosen die Bedeutung der raschen wirtschaftlichen Entwicklung oft unterschätzen. «Wir wissen, dass eine rasche wirtschaftliche Entwicklung in Ländern mit niedrigem Einkommen einen enormen Einfluss auf die Fruchtbarkeitsraten hat», so der norwegische Politiker und Studienleiter Per Espen Stoknes (56), Professor an der BI Norwegian Business School. «Die Fertilitätsraten sinken, wenn Mädchen Zugang zu Bildung erhalten und Frauen wirtschaftlich gestärkt werden und Zugang zu einer besseren Gesundheitsversorgung haben.»

Die Vorhersage ist für die Menschheit eine gute und eine schlechte Nachricht zugleich: Eine sinkende Bevölkerungszahl wird die Umweltprobleme der Erde etwas abmildern, ist aber bei weitem nicht der wichtigste Faktor für deren Lösung. Eine sinkende Bevölkerungszahl würde die Menschheit insgesamt älter machen und den Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter verringern. Dadurch könnten die jungen Menschen noch stärker zur Finanzierung von Gesundheitsversorgung und Renten herangezogen werden.

Dabei scheint die Studie auch auf viel Wunschdenken zu bauen: «Ein gutes Leben für alle ist nur möglich, wenn der extreme Ressourcenverbrauch der wohlhabenden Elite reduziert wird», so der norwegische Zukunftsforscher und Mitautor Jorgen Randers (77), der schon Mitverfasser der Club-of-Rome-Wachstumsstudie gewesen war. (kes)

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