Russland kennt kein Pardon, wenn es um Meinungen geht, die von Politik und Kirche nicht geduldet werden. Dies erlebt derzeit auch die 23-jährige Maria Motuznaya aus dem sibirischen Barnaul. Der jungen Regie-Studentin droht eine lange Haftstrafe wegen eines Internet-Memes!
Der Grund: Sie veröffentlichte 2016 auf dem russischen sozialen Netzwerk VKontakte einige witzige Bilder – sogenannte Memes –, in denen sie sich lustig über das Luxusleben und den Glauben der orthodoxen Kirche machte, wie «Spiegel Online» berichtet.
«Idioten und schlechte Strassen»
Auf einem Bild etwa sieht man Gläubige bei einem Glaubensmarsch. Sie waten durch den Schlamm und tragen religiöse Gemälde. Der Kommentar auf Motuznayas Bild: «Russland hat zwei Probleme. Idioten und schlechte Strassen.»
Für die leicht zu beleidigenden Beamten und Kirchenmänner war das ein klarer Verstoss gegen das russische Strafgesetzbuch. Dieses stellt die Beleidigung «religiöser Gefühle» unter Strafe. Aber auch «öffentliche Aufrufe zu extremistischen Handlungen oder zum Hass auf soziale Gruppen» werden geahndet.
Sie gilt schon als «Terror-Unterstützerin»
Die Gesetzesartikel werden von den Richterinnen und Richtern hart angewendet. Hunderte Internet-User trifft es jährlich. Auch die junge Maria Motuznaya muss wegen dieser Artikel vor den Richter. Ihr drohen bis zu sechs Jahre Haft!
Bestraft wurde sie jedoch jetzt schon: Weil sie mittlerweile als «Terror-Unterstützerin» gilt, funktioniert ihre Bankkarte nicht mehr. Auch darf sie nicht mehr ihre Stadt verlassen.
Und das alles nur, weil zwei Anklägerinnen vor Gericht angaben, dass sie sich durch das Meme «schwer beleidigt» fühlten. Die beiden Frauen sind Jura-Studentinnen. Motuznaya vermutet deshalb, dass es sich bei der Anklageschrift um eine Art Praktikums-Arbeit handelt. Eine Hausaufgabe, die ihr eine Haftstrafe von bis zu sechs Jahren bescheren könnte. (pma)