Student Cody Wilson (30) hat die Welt noch gefährlicher gemacht
Amis können sich jetzt echte Pistole drucken lassen

Ab dem 1. August dürfen in den USA Waffen gedruckt werden. Dass sich darüber vor allem Terroristen und Attentäter freuen, ist naheliegend. Zu verdanken hat die Welt das einem jungen Mann, der sich hinter seiner anarchistischen Überzeugung versteckt.
Publiziert: 23.07.2018 um 18:04 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:52 Uhr
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Cody Wilson (30) feuert seinen «Liberator» ab. Weil die US-Regierung den Justizkampf gegen ihn aufgab, kann die Waffe nun legal und gratis per Internet hergestellt werden.
Foto: ZVG
Fabian Vogt

Ab dem 1. August dürfen in den USA Waffen gedruckt werden. Dafür verantwortlich ist ein 30-jähriger ehemaliger Jurastudent, der sich selber als Anarchisten bezeichnet: Cody Wilson, der von Medien auch schon zu einem der gefährlichsten Menschen der Welt ernannt worden ist.

Wilson gelang es im Jahr 2013, mit seiner Organisation Defense Distributed eine funktionstüchtige Schusswaffe fast vollständig in einem 3D-Drucker herzustellen. Einzig der Schlagbolzen der Waffe ist aus Metall und besteht aus einem handelsüblichen Nagel.

Wilson stellte die Baupläne der Waffe auf eine Website, von der sie laut eigenen Angaben hundertausendfach heruntergeladen wurden. Bis das US-Aussenministerium auf den Plan trat und Wilson anwies, den Bausatz vom Netz zu nehmen (BLICK berichtete). Diverse Gesetze und Ausfuhrverbote seien verletzt worden.

Wilson drohte mit Klage, was angesichts des übermächtig scheinenden Gegners jedoch kaum ernst genommen wurde. Doch der Junge Mann, der sich als libertär bezeichnet und keiner demokratischen Partei zugehörig fühlt, blieb erstaunlich hartnäckig und fand ebenfalls mächtige Verbündete. Immer wieder nahm er den zweiten und den ersten Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung für sich in Anspruch – das Recht auf Waffenbesitz und die Meinungsfreiheit – ohne damit allerdings besonders weit zu kommen.

Sieg auf der ganzen Linie

Jahrelang wurde gestritten, nun wurde überraschend eine Einigung erzielt: Wilson gewinnt auf der ganzen Linie. 

«CNN» liegt ein Schreiben von Wilsons Anwälten vor, wonach die US-Regierung die Publikation von Plänen, Dateien und 3D-Zeichnungen in jeglicher Form erlaubt und die Waffen von den Export-Einschränkungen ausnimmt. Die Regierung übernimmt daneben 40'000 Dollar Verfahrenskosten von Wilson und hat sich bereiterklärt, weitere Zahlungen zu übernehmen. «Wir wollten nach den Sternen greifen und glaubten, die Regierung würde das nicht erlauben. Doch noch weniger wollten sie es zum Prozess kommen lassen», sagte ein Verfassungsrechtler, der auf der Seite Wilsons steht, gegenüber CNN. «Die Regierung bekämpfte uns die ganze Zeit und nun geben sie plötzlich auf.»

Weshalb die US-Regierung die Meinung änderte, ist nicht bekannt. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass der amtierende US-Präsident Donald Trump ein überzeugterer Verfechter des zweiten Zusatzartikels der US-Verfassung ist als sein Vorgänger Barack Obama, dessen Administration das Verbot durchsetzte.

Die Waffen bleiben anonym

Ab dem 1. August kann nun jeder, der über einen Interzugang und einen leistungsfähigen 3D-Drucker verfügt, Waffen nach Wilsons Bauplänen herstellen. Im Vergleich mit herkömmlichen Pistolen haben diese keine Seriennummern, womit die Besitzer nicht identifiziert werden können. Da sie vorwiegend aus Kunststoff bestehen, stellen auch Metalldetektoren kein Problem mehr dar. Zwar sind bis anhin nur wenige Private im Besitz von 3D-Druckern, doch kriminelle Organisationen haben das Wissen und das Geld, um aus der Idee Wilsons grossen Nutzen zu ziehen.

Die waffenfeindliche Haltung vieler Medien ist Cody Wilson egal, er nutzt sie für seine Zwecke: «Sie müssen über uns berichten. Sie können die Story nicht nicht erzählen», sagte Wilson bereits vor Jahren. Und behielt recht. Wilson attackiert alle – auch schon mal den Schützenbund National Rifle Association (NRA) –, gegenüber den Ansinnen der Waffenregulierer noch zu nachgiebig zu sein und kanzelt das politische Establishment als Lakai der Wirtschaftsmächtigen ab.

Mit seinen Reden unterscheidet sich der Waffennarr nicht von anderen selbsternannten Anarchisten, die das Internetzeitalter für das Ende der bisherigen Hierarchien halten. Doch im Gegensatz zu anderen hat seine Einstellung nun Auswirkungen auf die restliche Welt.

Revolution zu jedem Preis

Für Wilson geht nichts über die Macht des Einzelnen. Staaten besitzen in seiner Gedankenwelt eine untergeordnete Rolle. Entsprechend taufte er seine erste Waffe «Liberator» – «Befreier». Bei dieser wird es aber nach dem Urteil nicht bleiben. Eine Beretta soll es geben, ein Schnellfeuergewehr, das vor allem bei den Kriegen in der Dritten Welt eingesetzt wird.

Auch die «AR15» ist verfügbar, ein Nachbau des von der amerikanischen Armee verwendeten M16-Gewehrs. Die Waffe ist leicht zu benutzen und deshalb sehr beliebt. Es ist die Waffe, mit denen die meisten Massaker an Schulen verübt wurden, die «Washington Post» bezeichnete sie als «für Attentäter die Waffe der Wahl». Auf der Liste zum Herunterladen von Cody Wilson steht sie auf Platz eins.

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