Hier wird das Auto ins Meer gespült
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Griechenland im Wetterchaos:Hier wird das Auto ins Meer gespült

«Strassen wurden zu Flüssen»
Schweizerin mitten in Sturmflut-Katastrophe von Griechenland

Verheerende Unwetter sorgen in Griechenland für extreme Zerstörung, überflutete Strassen und Häuser. Die Schweizerin Doris Roggia befindet sich mittendrin. Sie ist auf der Insel Alonissos, als die Sintflut losbricht.
Publiziert: 06.09.2023 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2023 um 20:15 Uhr
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Doris Roggia hat die Unwetter in Griechenland miterlebt.
Foto: Zvg

Griechenland kämpft seit Wochen mit Naturkatastrophen, vor allem mit vielen Waldbränden. Nach den Flammen folgt die Sintflut. Die Wassermassen, die das Sturmtief Daniel seit Montagabend über Mittelgriechenland ausschüttet, übertreffen alle Vorhersagen. Autos werden von den Fluten einfach weggetragen, Menschen mit Schlauchbooten aus ihren Häusern gerettet, Strassen verwandelten sich in reissende Flüsse. Besonders schlimm war es in der Region Thessalien.

Genau dort lebt zurzeit die Schweizerin Doris Roggia (71). Sie hat ein Haus auf der Insel Alonissos, lebt dort jeweils den ganzen Sommer. Eigentlich eine ruhige, schöne Zeit. Doch nicht jetzt. «Am schlimmsten war es am Montagabend und in der Nacht auf Dienstag», sagt sie zu Blick. Besonders extrem sei der Wind gewesen. «Der Sturm hat den Regen überall hingetragen – uns hat es an manchen Stellen sogar ins Haus geregnet. Damit kann ich leben – aber die Bilder und Videos zeigen schon: Die Situation ist so verheerend wie wohl noch nie.» 

Sie sei überrascht gewesen, wie gut die Behörden die Einwohner gewarnt hätten. «Der griechische Zivilschutz verfügt über ein Alarmsystem, um alle Handys in einer Region erreichen zu können. Auf allen Smartphones wurde eine Warnmeldung angezeigt. Darin hiess es etwa, dass man das Haus nicht verlassen und keinesfalls auf die Strasse gehen solle.»

«Wir können problemlos eine Woche in diesem Haus aushalten»

Vor Beginn des Mega-Unwetters sei die Warnung drei Mal verschickt worden. Dann sei noch einmal eine Mitteilung mit dem dringenden Hinweis «unbedingt Schutz zu suchen» verschickt worden. Sie habe die Warnung sehr ernst genommen. «Wir haben seit Montag das Haus nicht mehr verlassen.» Besonders auf kleinen Inseln wie Alonissos sei es sehr gefährlich, diese Warnungen nicht zu befolgen. «Es gibt viele Naturstrassen, die sich bei solchen Unwettern in reissende Flüsse verwandeln.» 

Die Bevölkerung sei entsprechend auch auf solche Ereignisse vorbereitet. «In unserem Fall haben wir einen Lebensmittelvorrat im Haus. Wir können problemlos eine Woche in diesem Haus aushalten und sind versorgt. Ausserdem ist beispielsweise die Pergola auf der Terrasse so gebaut, dass sie besonders viel Wasser verträgt», sagt Roggia. Eine Seite der Terrasse sei zwar beim Mega-Unwetter beschädigt worden, «aber das lässt sich nicht verhindern. Viel wichtiger ist, dass es uns allen gut geht.» Zeitweise sei der Strom und das Internet ausgefallen. «Aber damit muss man rechnen, wenn solche Unwetter aufziehen.» 

«Die Griechen sind extrem hilfsbereit»

Langsam beruhige sich die Situation etwas. «Jetzt möchte ich demnächst mal ins nahe gelegene Dorf fahren und herausfinden, wie sich die Situation dort präsentiert.» Dem Inhaber eines Restaurants, der mit ihr befreundet sei, rutschte bei den Unwettern der Hang in die Restaurantküche. «Für ihn ist die Saison wohl vorbei.» 

Äusserst positiv erlebe sie auch die Solidarität zwischen den Einwohnern. «Die Griechen sind extrem hilfsbereit. Die Leute rufen sich nach solchen Naturkatastrophen an, fragen, wie es geht und ob man etwas braucht. Die Leute hier halten eng zusammen. Das ist ein Muss auf solchen kleinen Inseln», erzählt Roggia. «Man merkt, dass die Leute solidarisch sind und versuchen, das Beste aus solchen Situationen zu machen. Die Situation ist verheerend – aber die Solidarität extrem gross».

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