Strafantrag für den Lügen-Kapitän
Schettino soll 26 Jahre ins Gefängnis

«Costa Concordia»-Kapitän Francesco Schettino soll für 26 Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Das forderte die Anklage zum Abschluss ihres Plädoyers vor dem Gericht im toskanischen Grosseto.
Publiziert: 26.01.2015 um 13:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:44 Uhr
Schettino auf dem Weg zu einem früheren Gerichtstermin. (Archiv)
Foto: Keystone

Dem 54-Jährigen werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer eine Reihe von Fehlern Schettinos aufgezählt.

Bei der Havarie des Kreuzfahrtschiffs vor der Mittelmeerinsel Giglio waren im Januar 2012 insgesamt 32 Menschen ums Leben gekommen. Ein Urteil in dem Prozess gegen Schettino wird frühestens für den 9. Februar erwartet.

«Es ist keine übertriebene Strafe für Schettino», sagte Staatsanwältin Maria Navarro. Der Kapitän sei zwar unbescholten, verdiene jedoch keine Strafmilderung.

Er soll sofort in U-Haft kommen

Die Staatsanwaltschaft forderte darüber hinaus, Schettino wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft zu nehmen. Der Kapitän besitze eine Wohnung in der Schweiz und habe viele Verbindungen ins Ausland.

Der «Costa-Concordia»-Kapitän habe nie seine Verantwortung zugegeben, sondern Crewmitglieder belastet. «Er hat sich selber in diese verzweifelte Lage versetzt», sagte Navarro.

Schettino wird von der Staatsanwaltschaft für mehrfache fahrlässige Tötung, Körperverletzung, Schiffbruch, Verlassen des Schiffes, Verlassen von behinderten Personen und falsche Angaben an die Behörden verantwortlich gemacht. Die Staatsanwaltschaft will auch ein lebenslanges Berufsverbot für den Kapitän, der am Montag nicht bei der Verhandlung anwesend war.

Schettino habe seine Fähigkeiten überschätzt

In den Augen der Staatsanwaltschaft ist Schettino ein «unbedachter Optimist», der seine Fähigkeiten überschätzt habe. «Gott sei mit Kapitän Schettino barmherzig, weil wir es nicht sein können», sagte Ankläger Stefano Pizza in seinem Schlussplädoyer.

Die Staatsanwälte hielten dem Kapitän des im Januar 2012 vor der Insel Giglio auf einen Felsen gelaufenen Kreuzfahrtschiffs Dutzende Fehler vor: Er und seine Crew hätten auf der Costa Concordia bleiben müssen, bis der letzte Passagier von Bord war. Stattdessen habe der Kapitän das Schiff verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen. Seinen Offizieren habe er konfuse Befehle gegeben.

Zu viel improvisiert, zuviel nicht richtig gemacht

Der Kapitän habe improvisiert und viele Massnahmen nicht ergriffen, die die Situation hätten retten können. Ausserdem habe Schettino nur zögerlich Alarm ausgelöst und bei den Behörden falsche Angaben gemacht.

Schettino hat zwar eine Mitschuld eingeräumt, jedoch stets behauptet, seine Crew habe die entscheidenden Fehler gemacht. Vier Crewmitglieder und ein Manager der Reederei Costa Crociere hatten sich vor dem Prozess mit dem Gericht gegen Schuldeingeständnisse auf Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren geeinigt.

Bei den nächsten Gerichtsverhandlungen werden die Anwälte der Nebenkläger und die Verteidiger sprechen. Ein Urteil könnte Anfang Februar ergehen. (SDA)

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