«Die Regierung verharmlost das Problem»
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«Letzte Generation»:«Die Regierung verharmlost das Problem»

Störaktion am Flughafen München zu Pfingsten
Wegen Klima-Chaoten fallen 60 Flüge komplett aus

Am Flughafen München geht nix am Samstagmorgen. Der Grund: Klimaaktivisten haben sich auf die Rollbahn geklebt.
Publiziert: 18.05.2024 um 06:29 Uhr
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Aktualisiert: 18.05.2024 um 15:26 Uhr
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Die Aktivisten wollen auf den Klimawandel aufmerksam machen.
Foto: Letzte Generation
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SDASchweizerische Depeschenagentur

Klima-Kleber haben zu Beginn der Pfingstferien für erhebliche Behinderungen am Münchner Flughafen gesorgt. Die Aktivisten drangen am frühen Samstagmorgen auf das Gelände des Airports ein und klebten sich an Rollbahnen neben den Landebahnen fest. Nach Angaben von Sprechern des Flughafens sowie der Bundespolizei wurde der Airport aus Sicherheitsgründen zunächst komplett geschlossen. Nach etwa zwei Stunden konnte dann zunächst eine der beiden Start- und Landebahnen in Betrieb gehen, etwa eine Stunde später auch die zweite Bahn.

Der Flughafensprecher sagte, dass es allerdings noch eine Weile dauern könne, bis sich der Verkehr am Samstag normalisiere. «Wir haben insgesamt knapp 1000 Starts und Landungen geplant.» Durch die enge Taktung der Flüge komme es in solchen Fällen immer noch eine Weile zu Verspätungen. Passagiere, die für Samstag einen Flug gebucht hatten, sollten auf jeden Fall Kontakt mit ihrer Airline aufnehmen. 

Rund 60 Flüge mussten komplett annulliert werden. Die Passagiere seien allesamt auf andere Flugzeuge umgebucht worden, sagte Flughafen-Sprecher Robert Wilhelm am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. 14 Maschinen, die in München landen sollten, seien auf andere Flughäfen umgeleitet worden, teilte die Polizei mit.

Die sogenannte Letzte Generation hatte auf dem Netzwerk X mitgeteilt, dass sich insgesamt sechs Personen in Zweiergruppen an unterschiedliche Stellen des Münchner Flughafens gesetzt hätten. Zahlreiche Polizeibeamte und Feuerwehrkräfte waren vor Ort, um die Aktivisten zu entfernen.

Klimaaktivisten schneiden Zaun an vier Stellen gleichzeitig auf

Der Sprecher der Bundespolizei sagte, dass zunächst acht Personen an vier unterschiedlichen Stellen zeitgleich auf das Gelände gelangen wollten. Die Männer und Frauen hätten sich durch den Sicherheitszaun des Flughafens geschnitten. Zwei der Aktivisten hätten noch im Bereich des Zaunes festgenommen werden können, die anderen seien weiter in den Innenbereich gekommen.

Wie der Flughafensprecher erklärte, waren morgens ab 5 Uhr zunächst nur geplante Landungen in München betroffen, weil Starts erst ab 6 Uhr stattfinden dürften. In der ersten Betriebsstunde seien acht Maschinen zu anderen Flughäfen umgeleitet worden.

Der Münchner Flughafen hatte am ersten Ferienwochenende zahlreiche Urlauber erwartet, insgesamt etwa 350'000 Passagiere waren von Freitag bis Sonntag angekündigt. Der Münchner Airport wollte in dieser Zeit 2860 Flüge abfertigen. Insgesamt seien in den Pfingstferien, der nach Ostern zweiten grossen Reisewelle des Jahres, sieben Prozent mehr Flüge angemeldet worden als im Vorjahr, berichtete der Flughafen vor dem Ferienstart.

Letzte Generation wollte Ferienbeginn am Airport stören

Mitglieder der Letzten Generation hatten nach eigenen Angaben geplant, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen, um mindestens eine der beiden Start- und Landebahnen zu blockieren. Damit wollten sie den beginnenden Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören.

Hintergrund der Protestaktion sei, dass der Flugverkehr knapp zehn Prozent der deutschen Verantwortung für die Erderhitzung ausmache. Die Flugbranche werde durch den Verzicht auf Kerosin- und Mehrwertsteuer vom Staat subventioniert, kritisierten die Aktivisten. Sie fordern ein entschiedeneres Durchgreifen der Politik angesichts des Klimawandels.

Die neue Protestaktion löste in der Politik eine Welle der Kritik aus. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (53) schrieb auf der Plattform X: «Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis und Wut hervorrufen.» Sie verlangte: «Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die Schutzmassnahmen am Flughafen überprüft werden.»

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (54) betonte: «Das ist kein legitimer Protest, sondern ein gezielter Eingriff in den Flugverkehr. (...) Wenn der Flugverkehr nicht sicher abläuft, werden Menschen gefährdet, grosse wirtschaftliche Schäden drohen und tausende Reisende sitzen fest.» Es werde eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes benötigt.

Schon im Dezember 2022 Blockade am Airport in München


Auch Bundesagrarminister Cem Özdemir (58) von den Grünen übte Kritik: «Was soll es bringen, Menschen den Urlaubsstart zu vermiesen? Nehmt uns Politiker in die Pflicht, argumentiert, streitet», schrieb er auf X. «Aber zerstört bitte nicht das Wichtigste, das wir im Kampf gegen die Klimakrise haben: Den breiten Konsens in der Gesellschaft.»

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (67) betonte: «Das war erneut eine absolut hirnlose Aktion der Klimachaoten. Mit solchen Blockaden in den Flugverkehr einzugreifen – und dies zu Beginn der Reisezeit – ist nicht nur rücksichtslos, sondern gefährdet potenziell das Leben vieler Menschen». Für den Flughafenverband ADV unterstützte Geschäftsführer Ralph Beisel die Forderung nach härteren strafrechtlichen Konsequenzen.

Auf dem Nürnberger Frankenschnellweg, einer wichtigen Verkehrsachse in der Stadt, kam es am Samstag ebenfalls zu Behinderungen. Nach einer angemeldeten und genehmigten Demonstration hätten sich mehrere Aktivisten geweigert, die Strasse zu verlassen. Sie seien von der Polizei weggetragen worden.

In der Vergangenheit hatte die Gruppe bereits ähnliche Aktionen an mehreren deutschen Flughäfen durchgeführt, etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf. In München gab es bereits im Dezember 2022 eine Blockade am Airport. Damals konnte deswegen nach Behördenangaben ein Flugzeug, das einen Notfall-Patienten an Bord hatte, erst mit 20-minütiger Verspätung am Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt landen.

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