In der katalanischen Regionalhauptstadt Barcelona sind am Sonntag Hunderttausende Gegner einer Loslösung von Spanien auf die Strasse gegangen. Unter «Viva Espana»-Rufen versammelten sich die Menschen am Morgen im Stadtzentrum und schwenkten spanische Flaggen. Die Polizei spricht von 300'000 Demonstranten, die Organisatoren von über einer Million.
Viele forderten die Festnahme des abgesetzten katalanischen Präsidenten Carles Puigdemont.
Die spanische Zentralregierung hatte am Freitag die Zwangsverwaltung Kataloniens beschlossen, nachdem das katalanische Regionalparlament die Unabhängikeit der Region erklärt hatte. Regionalpräsident Carles Puigdemont und seine Regierung wurden des Amtes enthoben. Für den 21. Dezember setzte die Zentralregierung in Madrid Neuwahlen in Katalonien an.
Eskalation stärkt die Gegner der Abspaltung
Die Madrid-Treuen bekommen immer mehr Oberwasser. In einer aktuellen Umfrage sprachen sich 43,4 Prozent der befragten Katalanen für Parteien aus, die die Unabhängigkeit von Madrid ablehnen. Lediglich 42,5 Prozent gaben an, für eine der Parteien stimmen zu wollen, die nach Unabhängigkeit streben. Das bedeutet, dass bei Neuwahlen, die auf den 21. Dezember angesagt sind, die Separatisten die Mehrheit im Regionalparlament verlieren könnten.
Diese Umfrage bei 1000 Wahlberechtigten ist natürlich sehr ungenau. Aber sie zeigt, dass die Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen und die Eskalation des Streits zwischen Barcelona und Madrid eher die Gegner einer Unabhängigkeit gestärkt haben.
Bei der letzten Wahl zum katalanischen Parlament im Jahr 2015 hatten die Separatisten insgesamt noch 47,7 Prozent der Wählerstimmen erreicht, die Gegner einer Loslösung nur 39,1 Prozent. (SDA/gf)
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