«Ende der Woche werde ich vom Gefängnis für eine halbe Stunde ans Gericht überführt. Da wird dann entschieden, ob ich ausgeliefert werde oder nicht», sagt die Stimme auf dem Tonband. Sie ist ungewöhnlich hoch, fast piepsig – und sie gehört Norman Franz (51), einem fünffachen Mörder. Er ist seit 20 Jahren auf der Flucht.
Jetzt jagen ihn deutsche Behörden, Interpol und Europol! Auch die Öffentlichkeit soll mithelfen. Deswegen veröffentlichte das Bundeskriminalamt jetzt auch eine Probe der markanten Stimme des Deutschen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme sitzt er in einem portugiesischen Gefängnis.
Fünf Menschen getötet
Franz kassierte 1996 lebenslänglich für einen Doppelmord: Er hatte an einem Golfplatz eine Handgranate in ein stehendes Auto geworfen und zwei Menschen getötet. Der Grund für die Tat war der Kampf zweier rivalisierender Verbrecherbanden. Schon ein Jahr später brach er im März 1997 aus dem Gefängnis in Hagen aus. Kurz darauf erschoss er bei zwei Raubüberfällen in Weimar und Halle mutmasslich drei Geldboten. 1998 wird er dann mit Frau und Kind in Portugal gefasst.
Zu seiner Auslieferung nach Deutschland kam es nicht, denn wieder gelang ihm der Ausbruch aus dem Gefängnis in Lissabon – er türmte erneut. Seit über 20 Jahren fehlt von Norman Franz nun jede Spur.
«Auffällig hohe Stimme»
Ein Ermittler sagt der Deutschen Presseagentur: «Für einen Mann hat er wirklich eine auffällig hohe Stimme, besonders, wenn er aufgeregt ist und schneller spricht.» Für Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, bietet das Bundeskriminalamt 25′000 Euro.
Aktuell gehe das Landeskriminalamt NRW in Düsseldorf 16 neuen Hinweisen nach, wie die Bild.de berichtet. Die Spuren werden momentan noch untersucht, weswegen noch keine abschliessende Beurteilung möglich sei. Einen konkreten Fokus auf bestimmte Länder oder Regionen geben die Hinweise wohl nicht.
Franz auf «Europe‘s most wanted»-Liste
«Franz hat eine lange kriminelle Karriere hinter sich und er ist schlau – er lernt aus seinen Misserfolgen», erzählt der Ermittler. Auch keiner der Hinweise aus den vergangenen Jahren führten tatsächlich zu ihm. Er spricht neben Deutsch auch Englisch und Portugiesisch – das Bundeskriminalamt hält deswegen seinen Aufenthaltsort im Ausland für wahrscheinlich.
Bei Europol steht Franz auf der Liste der meist gesuchten Verbrecher («Europe‘s most wanted») und auch Interpol fahndet im Internet nach dem Mörder. Doch obwohl an die Mithilfe der Bevölkerung appelliert wird, warnen die deutschen Behörden auch vor ihm: Norman Franz sei gewalttätig und bewaffnet – er mache rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch. (aua)