Durch enge Gassen ziehen reissende Fluten
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Unwetter in Norditalien:Durch enge Gassen ziehen reissende Fluten

Starkregen in Italien hinterlässt schwere Schäden
«Wie eine Mauer aus Wasser»

In mehreren Regionen Norditaliens kam es in der Nacht auf Freitag zu starken Regenfällen. Weil die Böden bereits gesättigt sind, drohen Überschwemmungen und Erdrutsche. Die Lage dürfte sich weiter verschlechtern.
Publiziert: 16.03.2025 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 16.03.2025 um 12:04 Uhr
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Die Grafik zeigt die betroffenen Regionen.
Foto: ECMWF

Darum gehts

  • Emilia-Romagna kämpft mit Starkregen und Überschwemmungen
  • Behörden warnen vor Erdrutschen
  • Autos stecken fest
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die italienische Region Emilia-Romagna kämpft derzeit mit Starkregen. In der Nacht auf Freitag prasselten in den Städten Forli, Ravenna, Bologna und Ferrara grosse Wassermassen nieder. Dies lässt die Pegel der Flüsse ansteigen. Weil die Böden bereits gesättigt sind, gaben die Behörden eine Warnung der Stufe Rot heraus. In der Region drohen Überschwemmungen sowie Erdrutsche.

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Die Stadtverwaltung von Bologna warnt: «Es wird erwartet, dass die Pegel der Bäche schnell ansteigen.» Minister Nello Musumeci hat einen «ausserordentlichen Zustand» ausgerufen. In einigen Gemeinden wurden die Schulen geschlossen.

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«Verlassen Sie Ihr Haus nicht»

Allein in der bei Touristen beliebten Region Toskana mit der Hauptstadt Florenz wurden die Schäden laut Medienberichten mittlerweile auf mindestens 100 Millionen Euro geschätzt. Auf dem Gebiet der Stadt Florenz gilt derweil die Warnstufe Orange. «Es werden zahlreiche kritische Probleme gemeldet, insbesondere aufgrund von Überschwemmungen durch das Neben- und Abwassernetz. Das ist ein kritischer Moment.» Es kam zu Brückenschliessungen und Strassensperrungen. Auch Museen, Theater und Kinos wurden geschlossen. Die Wasserstände der wichtigsten Flüsse befinden sich auf «kritischem Niveau». Am Samstag sollen bis 14 Uhr Schulen, Gärten, Märkte, Friedhöfe sowie Bibliotheken und Sportanlagen geschlossen bleiben.

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In Florenz waren am Freitag binnen sechs Stunden 70 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, was dort dem Durchschnitt eines ganzen Monats entspricht. Der Wasserstand des Arno war gefährlich gestiegen, seit Samstag aber wieder gesunken. Flussabwärts in Pisa war die Lage ebenfalls kritisch. In Fauglia bei Pisa mussten Feuerwehrleute zwei Familien mit Schlauchbooten aus ihren vom Wasser eingeschlossenen Häusern retten.

Auch im Gebiet der Siave, eines Nebenflusses des Arno, gab es schwere Überschwemmungen. «Die Siave ist über die Ufer getreten, und der Schlamm ist überall eingedrungen. Wir haben in 40 Jahren noch nie so einen Regen gesehen, es schien wie eine Mauer aus Wasser», zitierte die Zeitung «La Repubblica» Bewohner des Ortes San Piero a Sieve nördlich von Florenz.

«Stehen vor einer sehr ernsten Lage»

Der Regionalpräsident der Toskana, Eugenio Giani, sagte, dass ein Abflusskanal und Hochwasserrückhaltebecken das Schlimmste in Florenz verhindern konnten. «Wir stehen vor einer sehr ernsten Lage, aber wir können sagen, unser Arno-System hat funktioniert», sagte Giani. Er bat die Regierung in Rom, den nationalen Notstand auszurufen, um schnellere Hilfseinsätze in den betroffenen Gebieten zu ermöglichen.

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Italiens Innenminister Matteo Piantedosi (61) informierte am Freitagnachmittag auf X über die Lage in der Toskana. Mehr als 500 Feuerwehrleute waren demnach im Einsatz. 116 Einsätze seien bereits durchgeführt und mehr als 200 weitere in den nächsten Stunden geplant. Mehrere Dutzend Menschen wurden mit Hilfe der Feuerwehr aus tiefer gelegenen Dörfern und einem Überschwemmungsgebiet in der Nähe von Pisa evakuiert, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtet. Nach Angaben des Wetterdienstes war in der Gegend um Sesto Fiorentino binnen sechs Stunden so viel Regen gefallen wie normalerweise in einem Monat.

Der Wildbach Rimaggio auf der Piazza del Mercato trat derweil über die Ufer. Die Stadverwaltung gab eine Warnung heraus. Die Bevölkerung soll alle Aktivitäten einstellen: «Verlassen Sie Ihr Haus nicht, fahren Sie nicht Auto und begeben Sie sich nicht in die oberen Stockwerke», lautet die Aufforderung.

«Unvorstellbare Menge an Wasser»

Wie die Feuerwehr von Florenz im Onlinedienst X mitteilte, gingen in ihrer Einsatzzentrale Dutzende Notrufe ein, vornehmlich wegen Überflutungen oder weil Autofahrer festsassen.

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Auf einem von der Feuerwehr veröffentlichten Video war zu sehen, dass Autos bei einem Wasserstand von 30 bis 50 Zentimetern nicht mehr weiterfahren konnten.

Besonders in der Stadt Faenza ist die Lage prekär. «Eine unvorstellbare Menge an Wasser ist auf den Bergkamm geflossen. Entgegen allen Vorhersagen, die uns seit gestern mitgeteilt wurden, ist die Wassermenge wirklich erheblich», sagte Bürgermeister Massimo Isola.

In der Gemeinde Vicchio haben schwere Regenfälle unbestätigten Medienberichten zufolge grosse Schäden angerichtet. Häuser sollen überflutet worden sein und mehrere Menschen seien jetzt obdachlos, hiess es. Ein Video in den sozialen Medien zeigte ein bis etwa auf einen Meter Höhe vollgelaufenes Haus.

Der Meteorologe Bernardo Gozzini bezeichnete die Niederschläge als für die Jahreszeit ungewöhnlich. «Ein solches Unwetter ist eher typisch für November, wenn das Meer noch warm ist, und Wasser verdunstet», sagte er «La Repubblica». «Man kann fast sagen, dass es keinen Winter gab. Das Mittelmeer konnte sich nicht abkühlen», fügte er hinzu. Es sei vielleicht etwas gewagt, die Unwetter von heute mit Sicherheit dem Klimawandel zuzuschreiben. Aber 2024 sei das wärmste Jahr aller Zeiten gewesen.

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Regierungschefin Giorgia Meloni (48) schrieb bei X: «Meine Gedanken sind bei den Menschen, die von dem Unwetter betroffen sind, das verschiedene Gebiete Italiens heimsucht und den Bürgern grosse Schäden und Schwierigkeiten zufügt». Sie sicherte den Betroffenen die Unterstützung der Regierung zu.

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