Schweres Erdbeben in Fukushima
Japan zieht Tsunami-Warnung zurück

Ein starkes Erdbeben schreckte Japan auf. Die Behörden warnten die Bewohner der Provinz Fukushima vor mehreren bis zu drei Meter hohen Tsunamis. Grössere Schäden blieben aus.
Publiziert: 21.11.2016 um 22:18 Uhr
|
Aktualisiert: 07.10.2018 um 11:55 Uhr
1/7
Das Epizentrum des Bebens lag vor der Küste Fukushimas in der Tiefe von rund zehn Kilometern.
Foto: USGS
Mehrere Tsunamis überrollen Japans Ostküste
0:59
Nach heftigem Erdbeben:Mehrere Tsunamis überrollen Japans Ostküste

Ein heftiges Erdbeben und mehrere Nachbeben erschütterten am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) Japan. Das Beben der Stärke 7,4 löste Flutwellen von stellenweise über einem Meter aus, hat aber offenbar keine grösseren Schäden verursacht. Die Tsunami-Warnung für die Küste im Nordosten wurde inzwischen wieder aufgehoben.

Nach Behördenangaben wurden sechs Menschen leicht verletzt, fünf von ihnen in der Präfektur Fukushima. Im Atomkraftwerk Fukushima Daiichi und anderen Reaktoren in der Region, die alle abgeschaltet sind, gab es nach Angaben der Betreiber keine weiteren Unregelmässigkeiten.

Erinnerungen an 2011 wurden wach

Auch die anfänglich durch die Erschütterung abgeschaltete Kühlung in einem Abklingbecken des Atomkraftwerks Fukushima Daini laufe wieder, meldete der japanische Fernsehsender NHK. Die Region im Nordosten war am 11. März 2011 von einem schweren Beben und einem gewaltigen Tsunami heimgesucht worden. Damals wurden rund 18'500 Menschen in den Tod gerissen. Im AKW Fukushima Daiichi war es zu einem Gau gekommen.

Nach Angaben der nationalen Wetterbehörde handelte es sich diesmal um ein Nachbeben der Erschütterung von 2011. Die Behörde warnte, dass es in den sieben nächsten Tagen zu einem weiteren Nachbeben von ähnlicher Intensität kommen könne. Im Hafen der Stadt Sendai in der Provinz Miyagi wurde eine Flutwelle von 1,40 Meter registriert.

An den Küsten von Fukushima und der Provinz Ibaraki wurden Flutwellen von bis zu 90 Zentimetern gemeldet. Das ist deutlich niedriger als bei der Katastrophe vor fünfeinhalb Jahren. Der Nachrichtensprecher beim Sender NHK forderte die Bewohner der Region an der Pazifikküste mit erregter Stimme immer wieder auf, sich sofort auf Anhöhen in Sicherheit zu bringen. Sie sollten zudem noch Schlafende aufwecken.

Aus der Katastrophe gelernt

Viele Menschen folgten der Aufforderung und suchten Schutz in Schulen und anderen Notunterkünften. Man habe aus der Katastrophe von 2011 gelernt, hiess es in Medienberichten. Panik brach auch diesmal nicht aus. Der Bahn- und Flugverkehr wurde vorübergehend beeinträchtigt. Dutzende Schulen blieben sicherheitshalber geschlossen. Es gab Berichte, wonach einzelne kleinere Boote gekentert sein sollen. Die Zentralregierung in Tokio richtete einen Krisenstab ein.

Das Verteidigungsministerium schickte Flugzeuge und Helikopter in die Region, um nach Schäden Ausschau zu halten. In einer Petroleum-Anlage in Fukushima brach laut Medien ein Feuer aus, das aber schnell gelöscht werden konnte. Ob es durch das Beben ausgelöst wurde, sei unklar. Verletzte habe es nicht gegeben, hiess es.

Beben auch in Tokio

Auch in der rund 250 Kilometer entfernten Hauptstadt des Landes gerieten Häuser ins Schwanken. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe von 25 Kilometern unter dem Meer vor der Küste Fukushimas. Japan ist eines der am stärksten von Erdbeben betroffenen Länder der Welt. Im Frühjahr war erst der Süden des fernöstlichen Inselreiches getroffen worden. Dabei hatte es Tote und schwere Schäden gegeben.

Der Tsunami-Forscher James Goff von der australischen University of New South Wales sagte, auch bei schwächeren Beben sei Vorsicht angebracht, weil diese unterseeische Erdrutsche auslösen könnten, die wiederum zur Bildung von Tsunamis führen. «Selbst Tsunamis von nur 90 Zentimeter Höhe können sehr schädlich sein», sagte der Professor. (SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?