Ein Erdbeben der Stärke 6,4 hat die kroatische Zentralregion erschüttert. Das Epizentrum liegt rund 45 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Zagreb. Es gab schwere Schäden, mehrere Todesopfer sind zu beklagen.
In der Kleinstadt Petrinja, 45 Kilometer südöstlich von Zagreb, starb ein Mädchen (†12). Es wurde durch herabfallende Trümmer erschlagen. Bürgermeister Darinko Dumbović: «Es ist schrecklich, es gibt Opfer, es gibt Verletzte. Wir sahen, wie ein Kind auf dem Hauptplatz starb», sagt der Bürgermeister laut «24sata.hr». 20 Bewohner der Stadt wurden mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
«Wissen nicht, ob sie tot oder verletzt sind»
Das Zentrum von Petrinja liege praktisch in Trümmern, heisst es. Dumbović, sagt laut dem kroatischen TV-Sender N1, die Hälfte seiner Stadt sei zerstört worden. Der Bürgermeister bittet um Hilfe. Man benötige dringend professionelle Feuerwehrleute und die Armee. «Wir ziehen Menschen aus Autos und wissen nicht, ob sie tot oder verletzt sind», sagt Dumbović verzweifelt.
Bis Dienstagabend forderte das Beben mindestens sieben Todesopfer. Fünf davon in einem Dorf in der Nähe von Glina. Dies erklärt der Bürgermeister, Stjepan Kostanjević, gegenüber dem kroatischen TV-Sender HRT. Zudem starb der Organist der Kirche St. Nikola Biskupa in Zazina. Er überlebte laut kroatischen Medien den Einsturz des Glockenturms und der Decke des Gebäudes nicht.
Auch die Kreishauptstadt Sisak wurde schwer getroffen. Der Sitz der Stadtverwaltung sei zur Hälfte eingestürzt, sagt Bürgermeisterin Kristina Ikić Baniček gegenüber HRT. Die Gemeindebediensteten konnten sich jedoch alle in Sicherheit bringen, fügt sie hinzu. In ihrer Stadt habe es einige Leichtverletzte gegeben, die ärztlich versorgt würden.
Augenzeugin aus Zagreb: «Meine Knochen zittern»
Anna Sunic (31) lebt in Zagreb. Das Beben hat sie gespürt, als wäre sie mittendrin. «Bereits gestern hat das Haus gewackelt. Heute hat es dann richtig gebebt», sagt Sunic am Telefon zu BLICK. «Während etwa 30 Sekunden wurde ich so richtig durchgeschüttelt, man kann sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlt.» Um sich in Sicherheit zu begeben, habe sie das Haus so rasch es geht verlassen. «Meine Knochen zittern immer noch.»
Sunic wusste, wie sie sich verhalten muss. Denn bereits im März war die kroatische Hauptstadt erzittert. «Das ist wirklich das schlimmstmögliche Déja-Vu», sagt Sunic. Damals wurde das stärkste Erdbeben in Kroatien seit 1996 registriert. «Seither sind viele der Häuser baufällig», sagt Sunic. Viele hätten seit Monaten kein Wasser und keine funktionierende Heizung. «Aber die Regierung hat überhaupt nichts unternommen, um die Schäden zu beheben.»
«Menschen trauen sich nicht in ihre Wohnungen zurück»
Die 31-Jährige ist ins Stadtzentrum gefahren, wo sie bis im Frühjahr gewohnt hatte. Sunic sorgt sich um ihre ehemaligen Nachbarn. «Alle sitzen auf der Strasse, die Menschen haben Angst», sagt Sunic. «Die Menschen wirken völlig hilflos. Sie trauen sich nicht in ihre Wohnungen zurück, weil sie nicht wissen, wann das nächste Beben kommt.»
Auch in Bosnien war das Erdbeben zu spüren. Ein BLICK-Leserreporter berichtet aus dem rund 64 Autokilometer von Petrinja entfernten Velika Kladuša: «Der Tumbler tanzte 30 Sekunden auf der Waschmaschine. Unglaublich war das.» Zudem habe er gehört, dass im Supermarkt die Ware von den Gestellen gefallen sei. «Meine Frau und ich sind unter einen Türrahmen gestanden und haben gehofft, dass es bald vorbeigeht.»
Das Beben vom Dienstag ist das zweite Beben innerhalb von 30 Stunden. Am Montag wurden im selben Gebiet bereits Erdstösse der Stärke 5,2 und 5,0 verzeichnet.
Bei dem Beben im März war eine Jugendliche ums Leben gekommen, mehr als zwei Dutzend Menschen wurden verletzt.
Auch in Österreich und Italien spürbar
In Österreich spricht die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien (ZAMG) am Dienstag von einer Stärke von 6,1. Das Beben war auch in vielen Regionen Österreichs spürbar, etwa in Kärnten, in der Steiermark und im Raum Wien.
Auch in einigen Gebieten Italiens war das Erdbeben zu spüren, wie die italienische Zivilschutzbehörde mitteilt. Die Behörde stehe im Kontakt mit ihren Einrichtungen vor Ort. Auf Twitter schrieben zahlreiche italienische User, sie hätten das Beben gespürt. (cat/noo/vof/SDA)
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