Bei der Oberstaatsanwaltschaft Wien ist eine Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Mordes an Wolfgang Priklopil eingegangen. Hat sich der Entführer von Natascha Kampusch doch nicht wie bisher geglaubt selber unter einen Zug geworfen? Wurde seine Leiche aufs Gleis gelegt?
Die Anzeige wurde von Karl Kröll eingereicht, dem Bruder von Franz Kröll, ehemaliger und inzwischen verstorbener Chef-Ermittler im Fall Kampusch. Laut Karl Kröll wurde nicht ausreichend untersucht, ob Priklopils Verletzungen tatsächlich wie vermutet allein durch den Zug verursacht worden waren. Dies berichtet die deutsche Nachrichtenseite «spiegel.de».
Hatte Priklopil einen Komplizen, der ihn aus dem Weg räumte und sich damit selber entlastete? Die Mord-Theorie wird von einer Augenzeugin gestützt, die seit dem Entführungstag am 2. März 1998 behauptet, sie habe gesehen, wie Kampusch von einer Person in einen weissen Lieferwagen gezogen worden sei. Eine weitere Person habe währenddessen hinter dem Steuer gesessen.
Am 23. August 2006 – mehr als acht Jahre nach der Entführung – gelang Kampusch die Flucht. Wenig später wurde die Leiche von Priklopil gefunden. Ermittler Franz Kröll hielt den Fall nie für aufgeklärt und setzte sich stets gegen eine Einstellung des Verfahrens ein. Im Sommer 2010 wurde der Ermittler mit einem Kopfschuss aus seiner Dienstwaffe auf seiner Terrasse aufgefunden. Angeblich soll es sich auch bei diesem Todesfall um einen Suizid gehandelt haben.«Mir geht es nicht um Rache oder Rehabilitation vom Franz», sagt Karl Kröll. Der Bruder des toten Ermittlers begründet die Einreichung der Strafanzeige mit den Worten: «Wer nichts gegen einen Mordverdacht unternimmt, begünstigt Tatverdächtige. Dazu bin ich nicht bereit.» (noo)