Alle zehn Minuten wird ein staatenloses Kind geboren, wie das UNHCR in einem am Dienstag in Genf veröffentlichten Bericht schreibt. Es ist eine Zwischenbilanz der Kampagne #Belong, mit der die UNO das Problem bis 2024 überwinden will.
Das UNHCR schätzt die Zahl der Staatenlosen weltweit auf rund zehn Millionen Menschen. Die grössten Gruppen leben nach den bis Ende 2013 reichenden Statistiken in Myanmar (810'000), der Elfenbeinküste (700'000) und Thailand (506'000).
Jährlich kommen in den am meisten betroffenen 20 Ländern mindestens 70'000 Kinder ohne Staatsangehörigkeit zur Welt, wie UNO-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres erläuterte.
Für die Betroffenen bedeute dies in dutzenden Staaten eine Kindheit voller «Diskriminierung, Frustration und Verzweiflung». Staatenlose Kinder seien von medizinischer Versorgung, Bildung und später auch vom Zugang zum Arbeitsmarkt abgeschnitten.
Besonders gravierend sei das Problem der Staatenlosigkeit in Kriegs- und Krisengebieten wie Syrien. Syrische Kinder können nur über ihren Vater einen syrischen Pass erhalten. Dies ist in vielen Fällen nicht gewährleistet, weil die Väter von Neugeborenen auf der Flucht sind.
Nachdem inzwischen mehr als vier Millionen Syrer auf der Flucht sind, veranschlagt das UNHCR den Anteil der Kinder syrischer Eltern, die nicht mehr registriert werden können, auf etwa 25 Prozent.
Das UNHCR fordert, Gesetze abzuschaffen, die Menschen ohne Nationalität den Zugang zu staatlichen Leistungen verwehren.Jedes Land soll für Kinder eine Möglichkeit schaffen, die Staatsangehörigkeit des Landes ihrer Geburt zu erhalten, sofern sie ansonsten staatenlos bleiben würden.
Die Gesetze sollen so gestaltet werden, dass die Staatsangehörigkeit ebenso über die Mutter wie über den Vater weitergegeben werden kann.
Die UNO hatte Ende 2014 das Ziel ausgegeben, das Problem der Staatenlosigkeit bis zum Jahr 2024 aus der Welt zu schaffen. Die meisten europäischen Staaten haben nur niedrige Zahlen von Staatenlosen. Das UNHCR geht davon aus, dass die bis 2024 gesteckten Ziele in Europa eingehalten werden können.
«In der kurzen Zeit der Kindheit können Probleme in Stein graviert werden, die die Betroffenen durch die ganze Kindheit begleiten und zu einem Leben in Diskriminierung, Frustration und Hoffnungslosigkeit verurteilen», erklärte Guterres. «Keines unserer Kinder sollte staatenlos, alle Kinder sollten zugehörig sein.»