Im März des letzten Jahres flog Rachele Pawlowski (25) aus Rivera im Tessin nach Cali in Kolumbien. Dort engagierte sie sich bei einem sozialen Landwirtschaftsprojekt und verbesserte ihr Spanisch.
Bei ihrem Stopp in Ecuador entschied sich Rachele, mit dem Velo weiterzureisen. Als sie jedoch im chilenischen Pucón in der Araucanía-Region ankam, konnte sie nicht mehr weiterfahren. Ihr Gewissen zwang sie zum Stopp.
Reisestopp wegen Katastrophen-Opfer
«Meine Gedanken waren an einem anderen Ort», sagte sie der chilenischen Zeitung «La Hora». «Ich konnte nicht aufhören, über die Opfer der Waldbrände nachzudenken.»
Seit Wochen wüten in Chile die verheerendsten Brände in der Geschichte des Landes. Schon elf Menschen starben in den Flammen. Mehr als 6000 Personen sind betroffen und über 1600 Häuser niedergebrannt.
«Ich musste etwas zurückgeben»
Deshalb entschied sich Rachele, ihr Velo zu verkaufen, um die Waldbrandopfer zu unterstützen: «Es haben mir so viele Leute auf der Reise geholfen – ich musste etwas zurückgeben.»
Einen Käufer hat Rachele bereits gefunden und Arbeit ebenfalls: Sie engagiert sich bei der Organisation Desafío Levantemos Chile in der Hauptstadt Santiago de Chile. «Momentan ist es sehr wichtig, Material und Geld zu besorgen. Vielleicht kann ich in nächster Zeit aber auch mit einer kleinen Gruppe vor Ort gehen», sagt sie zu BLICK.
Viel Sympathie für Rachele
Die Tessinerin bleibt sicher noch einen Monat in der chilenischen Hauptstadt. Falls es die Arbeit zulässt, reist sie danach weiter zu ihrem eigentlichen Ziel. «Ich würde sehr gerne noch nach Patagonien. Sonst gehe ich das nächste Mal – ich werde sicher immer wieder zurückkommen, ich habe mich ein wenig verliebt.»
Durch ihre Aktion hat Rachele viele positive Reaktionen ausgelöst: «Es war sehr herzig. Viele fremde Leute haben sich bei mir bedankt. Sie haben mich nach Fotos und Berichten meiner Reise gefragt.»
Anfang April geht Rachele wieder nach Hause ins Tessin. «Ich muss erst einmal in die Schweiz zurückkommen und mir klar werden, wo ich im Leben stehe – ausserdem vermisse ich meine Familie.»