Für die SPÖ ist klar, wer für die Regierungskrise in Österreich die volle Verantwortung trägt: Kanzler Sebastian Kurz (32)! SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner (48) sagt gegenüber der «Welt»: «Kurz hat trotz Warnungen und wider besseren Wissens diese FPÖ in die Regierung geholt. Er hat Strache zum Vizekanzler gemacht, er hat der FPÖ beide Sicherheitsministerien überlassen. Kurz hat damit die Stabilität des Landes aufs Spiel gesetzt, und das Ergebnis sehen wir jetzt.»
Während die rechtsbürgerliche Regierungskoalition mit dem Speer in der Brust am Boden liegt, nutzen die Sozialdemokraten die Gunst der Stunde, um sich selber fürs Kanzleramt in Position zu bringen. Die pfiffige SPÖ-Präsidentin soll Kurz endgültig zu Fall bringen und ihn beerben.
Auf ihrer Homepage schreibt die Partei: «Für die anstehenden Neuwahlen ist klar: Die SPÖ stellt mit Pamela Rendi-Wagner als Spitzenkandidatin den Führungsanspruch – für Stabilität, Verantwortung, Ehrlichkeit und Anstand!»
Entscheidung am Montag
Die neue SPÖ-Chefin könnte aber schon am kommenden Montag für den sofortigen Sturz von Kurz sorgen – dann nämlich, wenn das Parlament über einen Misstrauensantrag gegen den Kanzler abstimmen wird. Noch haben sich die Parteien nicht entschieden. Man kann aber davon ausgehen, dass sich die FPÖ für den Rauswurf ihres Innenministers Herbert Kickl (50) am ÖVP-Kanzler rächen wird.
Deshalb liegt das Schicksal von Sebastian Kurz in den Händen der studierten Medizinerin Pamela Rendi-Wagner: Lässt sie ihre SPÖ für den Antrag abstimmen, würde es mit den Stimmen der FPÖ reichen, den Kanzler aus dem Amt zu werfen.
Sie wird sich aber diesen Entscheid gründlich überlegen müssen. Denn wer für den Antrag stimmt und das Land damit noch mehr in die Misere reitet, hat es bei den Neuwahlen im September schwerer, gewählt zu werden.
«Rennen und kämpfen»
Für die Sozialdemokraten ist Rendi-Wagner eine Art weiblicher Barack Obama. «Pam, yes you can, yes we Pam», sagte der euphorische SPÖ-Bundesrat Mario Lindner (37) bei ihrer Wahl zur Parteipräsidentin im Herbst 2018, als sie 98 Prozent der Stimmen auf sich vereinigte.
Pamela Rendi-Wagner hat an der Universität Wien studiert. Als Ärztin spezialisierte sie sich in den Gebieten der Reisemedizin und der Infektionsepidemiologie. Sie ist mit dem ehemaligen österreichischen Botschafter in Israel, Michael Rendi (54), verheiratet und hat zwei Töchter. Schon bei ihrer Wahl zur Parteipräsidentin gab die Politikerin den Tarif durch. Sie versprach: «Ich werde dafür rennen und kämpfen, dass ich mit eurer Unterstützung die erste Bundeskanzlerin dieser Republik werde.»
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