Spital erforscht Nachwirkungen
Viele Corona-Patienten von Bergamo leiden noch heute

Die italienische Stadt Bergamo war im Frühjahr das Epizentrum des Corona-Virus. Jetzt will ein Spital wissen: Wie erholen sich seine ehemaligen Patienten? Erste Resultate zeigen: Fast die Hälfte fühlt sich noch nicht vollständig geheilt!
Publiziert: 09.09.2020 um 18:34 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 11:17 Uhr
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Bergamo in Italien beklagt Tausende Corona-Opfer, die teilweise in Kirchen zwischengelagert werden mussten.
Foto: keystone-sda.ch

Die Bilder, die uns im Frühjahr aus Bergamo erreichten, waren entsetzlich. In der italienischen Provinz starben Tausende am Corona-Virus, die Spitäler waren überlaufen und etliche Patienten mussten nach Hause geschickt werden, obwohl sie noch nicht gesund waren. Militärlastwagen reihten sich auf, um die Toten wegzubringen. Die Leichenhallen waren überfüllt.

Jetzt holt das Krankenhaus Papa Giovanni XXIII in Bergamo ehemals infizierte Personen zurück, um mit ihrer Hilfe die Langzeitfolgen der Erkrankung zu erforschen. Die Ärzte nehmen den damals Hospitalisierten Blut ab, untersuchen ihre Herzen, scannen ihre Lungen und fragen sie nach ihrem Wohlbefinden.

Diejenigen, die im März und April an Corona erkrankten, sind jetzt negativ – das Virus hat ihren Körper verlassen. «Aber wir fragen: Fühlst du dich geheilt? Fast die Hälfte der Patienten sagt nein», meint Serena Venturelli, eine Spezialistin für Infektionskrankheiten im Krankenhaus gegenüber der «Washington Post».

Ein riesiger Stapel Krankenakten soll Klarheit verschaffen

17 Archivboxen voll Krankenakten ehemals Hospitalisierter wurden für die Forschung zusammengetragen und wissenschaftliche Berichte sind in Vorbereitung.

Was die Bergamo-Ärzte gemäss der «Washington Post» bereits jetzt wissen: Die Krankheit hat eindeutige Auswirkungen auf den ganzen Körper, aber diese sind von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. In einigen Fällen hinterlässt die Krankheit auch nur wenige Spuren. Von den ersten 750 untersuchten Patienten leiden aber nach wie vor rund 30 Prozent noch unter Lungennarben und Atembeschwerden. Weitere 30 Prozent haben Probleme im Zusammenhang mit Entzündungen und der Blutgerinnung.

Einige Ärzte fühlen sich durch die Resultate ermutigt: Sie stellen fest, dass sich die Atmung der Patienten allmählich zu verbessern scheint, obwohl die Lungennarben dauerhaft sind. «Vielen, die zu Wiederholungsbesuchen kommen, geht es jetzt besser als im Mai», meinte Lungenspezialistin Caterina Conti laut der «Washington Post».

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