Am Ende hat er doch gesungen. Der Schweizer Spion Daniel M. (54) gestand heute Donnerstag in Frankfurt vor Gericht, dass er vom Nachrichtendienst des Bundes (NDB) rund 28'000 Euro für seine Tätigkeiten erhalten hat. Dabei ging es ums Ausspionieren von Deutschen Steuerfahndern, die Schweizer Bank-CDs gekauft hatten. Auch nannte M. die Namen seiner Auftraggeber in der Schweiz.
Geheimnisvoll bleibt aber weiter die Rolle eines mutmasslichen Maulwurfs in der nordrhein-westfälischen Finanzverwaltung. Daniel M. hat gestanden, vom NDB den Auftrag bekommen zu haben, einen solchen Maulwurf einzuschleusen. Dieser sollte ausspionieren, was die Deutschen tun, um an Schweizer Bank-CDs zu gelangen.
Komplize soll das meiste Geld eingestrichen haben
Daniel M. beteuerte heute aber erneut, er kenne den Maulwurf nicht. Er sei sogar überzeugt davon, dass es ihn nie gegeben hat. Die Strategie des Spions hinter dieser Behauptung: Er belastet seinen mutmasslichen Frankfurter Komplizen Klaus Dieter Matschke. Dieser habe sich ums Anwerben eines Maulwurfs gekümmert. Matschke habe auch den Grossteil des Geldes, 50’000 von 60’000 Euro – vom NDB erhalten.
Er selber sei nur der Meldeläufer zwischen Matschke und dem NDB gewesen, sagte M. den Richtern: «Und es war mir sehr unwohl dabei.» Er wisse nicht, was sein Kompagnon mit dem Geld genau angestellt habe.
Das Oberlandesgericht ist bisher mit einem Deal einverstanden. Trotz des Geständnisses fällt heute aber noch keine Enscheidung. Das Urteil wird bis in zwei Wochen erwartet.
Der Deal wird auf eine bedingte Strafe hinauslaufen. Zahlt M. dann noch 40’000 Euro Kaution, ist er ein freier Mann.
«Die Sache hat sich nicht gelohnt»
Den Richtern präsentierte sich Daniel M. als rechtschaffener Bürger und Patriot. Nie habe er mit krimineller Energie gehandelt. Seine Motivation seien «Patriotismus, Abenteuerlust und Empörung» gewesen, sagte er. Die Leute vom Geheimdienst hätten ihm gesagt: «Die Schweiz braucht sie!». Da sei er natürlich geschmeichelt gewesen.
Er als Ex-Polizist habe lediglich das strafbare Verhalten der Deutschen Steuerfahnder aufklären wollen. Und klar habe auch ein gewisses Gewinnstreben mitgespielt. Daniel M. war damals selbständiger Sicherheitsberater. «Aber die Sache hat sich nicht gelohnt», so sein Fazit. Er bereue, das Abenteuer eingegangen zu sein. Der 54-Jährige sitzt seit über einem halbes Jahr in U-Haft.
Anm. d. Red.: In Absprache mit Daniel M.'s Anwalt Valentin Landmann zeigen wir ab sofort das Gesicht des Schweizer Spions – ohne Balken.