Die Verhandlungen über die Jamaika-Koalition in Deutschland sind gescheitert – das ist auch eine schmerzliche Niederlage für Angela Merkel. Ihre Zukunft als Kanzlerin ist ungewiss.
Vor allem ihre Kritiker wittern nun Morgenluft. Der Journalist Jakob Augstein etwa liess sich zu einem geschmacklosen Vergleich hinreissen: «Merkel erinnert inzwischen an die Insekten, die sogar noch den Atomkrieg überleben. Sie bleibt einfach immer übrig», schreibt der Sohn des «Spiegel»-Gründers Rudolf Augstein auf Twitter.
Er dürfte auf Kakerlaken anspielen, die sich auch von nuklearer Verseuchung nicht unter die Erde bringen lassen. Für die Aussage gab es umgehend Haue auf dem Kurznachrichtendienst. «Eine Wette verloren oder eine Herausforderung der AfD zum Niveaulimbo angenommen? Anders ist so eine unterirdische Aussage nicht zu erklären», schreibt ein Twitter-User. «Ekelhaft, diese Aussage ist einfach nur ekelhaft», kommentiert ein anderer. Das sind nur zwei Beispiele von Dutzenden.
In einer Kolumne auf «Spiegel Online» doppelt Augstein nach, ein wenig anständiger, aber nicht minder scharf: «Jämmerlich. Das Ende ist immer jämmerlich», schreibt er. Warum nur schafft es kein bedeutender Staatsmann – und auch keine Staatsfrau – den richtigen Moment für einen Abgang in Würde abzupassen? Nun auch Angela Merkel.» Weil sie nicht rechtzeitig von der Macht habe lassen können, werde sie nun erleben, wie ihr die Macht zwischen den Fingern zerrinnt.
Ein inszenierter Gesprächs-Abbruch
Eine weitere Aussage sorgte nach dem Jamaika-Aus auf den sozialen Medien ebenfalls für Aufregung. «Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren», sagte FDP-Fraktionschef Christian Lindner (38), als er die Sondierungsgespräche für gescheitert erklärte.
Hämische Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. So schrieb Twitter-User «Thore»: «Es ist besser, an diesem Montag nicht aufzustehen, als falsch aufzustehen.»
Auch wurde der Vorwurf laut, dass der Abbruch der Gespräche keine spontane Entscheidung, sondern schon lange geplant war. So machte die «Spiegel»-Journalistin darauf aufmerksam, dass eine Version des Zitats, welche die FDP auf Facebook verbreitete, im Dateinamen ein Datum enthielt: Den 17.11., zwei Tage vor Lindners Erklärung.
Wenig später reagierte die FDP auf Twitter. Man habe alle Szenarien vorgedacht und mehrere Zitate vorbereitet. Dazu veröffentlichte die Partei drei verschiedene Sprüche.
Auch wenn der Abbruch also nicht vollständig durchgeplant war – die Inszenierung war weniger spontan, als sie den Anschein machen sollte. Bleibt zu hoffen, dass die deutschen Politiker ähnlich viel Weitsicht zeigen, um das Land wieder aus der Krise zu führen. (rey)
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