Chile
Erstmals Entschuldigung von Verantwortlichen der Pinochet-Diktatur

Santiago de Chile – In Chile haben erstmals Beteiligte an der Diktatur von Augusto Pinochet bei den Opfern um Vergebung gebeten. Die Opferangehörigen kritisierten dies allerdings als Farce.
Publiziert: 24.12.2016 um 08:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 00:40 Uhr
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Foto: KEYSTONE/URS FLUEELER

Neun frühere Diktatur-Vertreter brachten ihre Entschuldigung am Freitag (Ortszeit) während einer privaten religiösen Zeremonie im Gefängnis Punto Peuco vor, wo etwa hundert ehemalige Verantwortliche des Pinochet-Regimes Haftstrafen wegen Entführungen, Folter und Mordes verbüssen.

Zu den neun Häftlingen gehörte Raúl Iturriaga, der während der Pinochet-Diktatur (1973 bis 1990) eine führende Rolle in der politischen Polizei hatte. Die Zeremonie fand unter Ausschluss von Medienvertretern statt.

«Gott tut in diesem Land etwas Aussergewöhnliches», sagte der anglikanische Pastor Pablo Álvarez nach der Zeremonie vor Journalisten über die Entschuldigungen. «Das wäre bis vor kurzem nicht möglich gewesen.»

Vor dem Gefängnis demonstrierten Dutzende Opferangehörige gegen die Zeremonie. Aus ihrer Sicht handelt es sich bei den Entschuldigungen nur um eine hohle Geste, mit denen die Inhaftierten eine Begnadigung oder eine vorzeitige Haftentlassung erwirken wollten. «Wir haben das Recht und die moralische Pflicht, hier zu sein, um diese Medienshow zu verhindern», sagte Alicia Lira, die eine Organisation für Opferangehörige leitet.

Die Angehörigen hoben hervor, dass keiner der Verurteilten Informationen zum Verbleib von etwa tausend Menschen geliefert habe, die seit der Pinochet-Diktatur vermisst werden und vermutlich ermordet wurden. Die Demonstranten forderten überdies die Schliessung von Punto Peuco, das mit Extras wie Tennisplätzen und Terrassen eine Luxus-Haftanstalt sei.

Während Pinochets Herrschaft wurden mehr als 3000 mutmassliche Regierungsgegner getötet oder sie verschwanden. Etwa 38'000 Menschen wurden gefoltert. Pinochet starb im Jahr 2006, ohne von der Justiz zur Rechenschaft gezogen worden zu sei.

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