SPD-Köpfe sind im Flüchtlingsstreit die letzten Verbündeten der Kanzlerin
Nur ihre Feinde halten noch zu Merkel

Im Streit mit der CSU erhält Kanzlerin Angela Merkel unerwartete Schützenhilfe. Ausgerechnet ihre Feinde von der SPD helfen ihr.
Publiziert: 26.06.2018 um 19:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:10 Uhr
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Kämpft mit letzter Kraft: Angela Merkel steht mit ihrer Asylpolitik im Regen.
Foto: Getty
Guido Felder

Warum nur ist sie bloss nochmals angetreten? Seit Angela Merkel (63) im März zum vierten Mal zur Kanzlerin gewählt worden ist, geht es gefühlt mit ihr bergab. Immer mehr Politiker wagen es, ihren Ärger über Merkels offene Flüchtlingspolitik auszudrücken – allen voran ihr Innenminister Horst Seehofer (68) von der CSU, der bayrischen Schwesterpartei von Merkels CDU.

Seehofer fordert von der Kanzlerin offen eine Kehrtwende in der Asylpolitik. Sonst werde er selber Kraft seines Amtes an der Grenze Flüchtlinge zurückweisen lassen. Auch Staaten, die seit dem Flüchtlingsstrom von 2015 ihre Regierung gewechselt haben, wenden sich von Merkel ab. Sie wollen in der Asylpolitik nicht länger auf eine europäische Lösung warten. 

«Räumen Sie das Kanzleramt»

Und jetzt schiesst gar der öffentlich-rechtliche Sender ARD gegen die Kanzlerin. Kommentator Malte Pieper sagte in einem Radiokommentar: «Geschätzte Angela Merkel, nach fast 13 Jahren Kanzlerschaft gibt es auf europäischer Ebene für Sie, ausser spürbarer Abneigung, nichts mehr zu gewinnen. Räumen Sie das Kanzleramt für einen Nachfolger, dessen Name nicht so belastet ist wie der Ihre.»

In dieser schweren Stunde erhält Merkel unerwartete Unterstützung von der Konkurrenz. So sagt der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel (58): «Ausgerechnet ich als Sozi sage: Ich kann nur hoffen, dass Angela Merkel Kanzlerin bleibt.» Er sage dies, weil sie das deutsche Gewicht in Europa, aber auch das europäische Gewicht für Deutschland spüre.

Nicht immer war Gabriel der Kanzlerin wohlgesinnt: 2016 etwa hatte er als damaliger Vizekanzler Merkel die Schuld am AfD-Aufschwung in die Schuhe geschoben. Und er wäre gern als SPD-Kanzlerkandidat gegen sie ins Rennen gegangen.

Ex-Konkurrent hilft ihr

Das wagte 2017 dann Martin Schulz (62), der im Wahlkampf mit giftigen Worten versuchte, Merkel vom Sockel zu stossen. Auch er stellt sich nun hinter sie. Der ehemalige EU-Parlamentspräsident mag Merkels europafreundliche Politik und warnt vor Neuwahlen.

Am Donnerstag und Freitag kommt es für Merkel zur Bewährungsprobe: Dann muss sie am EU-Gipfel wie versprochen eine europäische Lösung in der Flüchtlingsfrage vorlegen. Gelingt das nicht, droht der deutschen Regierung Schiffbruch. Es könnte das Ende der regierenden Koalition und der Kanzlerinnenschaft Merkel bedeuten.

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