Es war ein Paukenschlag, als SPD-Parteichef Sigmar Gabriel (57) verkündete, dass er zurücktreten und nicht als deutscher Kanzler kandidieren werde. Die gestrige Ansage machte klar: Jetzt ist der ehemalige EU-Parlamentschef Martin Schulz (61) der Mann, der Angela Merkel (CDU, 62) herausfordern und als neuer Parteipräsident die serbelnde SPD wieder flottmachen soll.
Bewegte Vergangenheit von Martin Schulz
Martin Schulz mangelt es nicht an rhetorischer Kraft und Schlagfertigkeit. Aber er hat einige Tolggen im Reinheft. Als schlechter Schüler verstolperte er die Matura und musste wegen Verletzungen abrupt seine Karriere als Fussballer beenden. Die Bundeswehr konnte ihn auch nicht mehr brauchen und musterte ihn aus.
Schulz verfiel dem Alkohol. «Mit 18, 19 Jahren habe ich angefangen, richtig viel zu trinken», sagte er in einem Interview mit der Zeitung «B.Z. am Sonntag». Er habe alles getrunken, was er bekommen konnte.
Täglich nehme man sich vor, es besser zu machen, schaffe es aber auch am nächsten Tag nicht. Schulz: «Ich war ein Sausack.»
Doch Schulz zeigt auch Stärke. Grosse Stärke sogar. Mit 24 Jahren beschloss er, künftig abstinent zu leben. Seit 1980 habe er keinen Schluck Alkohol mehr getrunken. Schulz: «Vielleicht kann mein Leben anderen Mut machen, auch ihre Sucht anzugehen.» (gf)