Sie schwenkten katalanische, spanische und Europaflaggen und forderten Haft für den Regionalpräsidenten Carles Puigdemont. Dessen Unterstützer demonstrieren immer wieder für die Loslösung von Spanien.
Obwohl viele Katalanen gegen eine Abspaltung der Region von Spanien sind, sind Demonstrationen von Unabhängigkeitsgegnern eher selten. Laut einer letzten Umfrage im Auftrag der Regionalregierung waren 49,4 Prozent der Katalanen gegen eine Unabhängigkeit, 41,1 Prozent dafür.
Auch in zahlreichen anderen spanischen Städten fanden am Samstagabend Demonstrationen für die Einheit des Landes statt. In der Autonomen Gemeinschaft Galicien dagegen, wo es auch eine mächtige Unabhängigkeitsbewegung gibt, brachten im Wallfahrtsort Santiago de Compostela mehr als 3000 Menschen ihre Unterstützung für die Separatisten zum Ausdruck.
Einen Tag vor dem Urnengang hatten die spanischen Behörden auch das System zur Auszählung von Stimmen in Katalonien ausser Betrieb gesetzt. Das elektronische System wurde blockiert. Dadurch sei die von der Justiz verbotene Abstimmung «annulliert» worden, sagte der Sprecher der Zentralregierung, Íñigo Méndez de Vigo, in Madrid.
Mehrere Beamte der staatlichen Polizeieinheit Guardia Civil hatten zuvor in Barcelona das katalanische Technologie- und Kommunikationszentrum aufgesucht, wo sich die Auszählungssoftware befindet. Dieser «weitere Schlag gegen die illegale Ausrufung» der Volksabstimmung sei «im Rahmen des Gesetzes erfolgt», sagte der Sprecher.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy beteuerte mehrfach, die Abstimmung werde auf keinen Fall stattfinden. Madrid versucht, die Befragung mit allen Mitteln zu verhindern.
In den vergangenen Tagen waren bei Dutzenden von Razzien bereits mindestens zwölf Millionen Wahlzettel sowie Millionen von Wahlplakaten und Broschüren beschlagnahmt worden. Viele Websites wurden gesperrt.
Mehr als 4000 Angehörige der staatlichen Polizeieinheit Guardia Civil und der Nationalpolizei wurden nach Katalonien entsandt. Sicherheitskräfte riegelten Hunderte von Wahllokalen ab.
Weit über die Hälfte der 2315 Schulen, die als Wahllokale dienen sollten, wurden von der Polizei abgeriegelt. 163 Schulen dagegen seien von Familien besetzt. Diese wollen damit sicherstellen, dass die Schulen am Sonntag als Abstimmungslokale für die Abstimmung genutzt werden können.
In dutzenden Schulen hielten Eltern und Anwohner am Samstag Sportwettkämpfe, Kulturveranstaltungen, Tänze, Filmvorführungen oder grosse Essen ab, um die Räume bis zum Abstimmungsbeginn am Sonntagmorgen besetzt zu halten.
Die Befürworter des Referendums setzten sich damit über Gerichtsurteile hinweg, wonach die Abstimmung illegal ist und die Wahllokale geschlossen bleiben müssen.
Die Separatisten der spanischen Region Katalonien wollen beim Urnengang vom Sonntag die Marke von einer Million Teilnehmern knacken. Unter Berücksichtigung der Störungsaktionen der Zentralregierung würden eine Million Stimmen «einen überragenden Erfolg» darstellen, sagte der Präsident der separatistischen Organisation «Katalanische National-Versammlung» (ANC), Jordi Sánchez, am Samstag vor den Medien in Barcelona.