Der Anführer der linken Podemos-Bewegung, Pablo Iglesias, und der Vorsitzende der Mitte-Rechts-Partei Ciudadanos, Albert Rivera, trafen sich am Sonntagabend zu der ungewöhnlichen Debatte in einem Café in Barcelona.
Die beiden jungen Politiker diskutierten in lockerer Stimmung bei einem Milchkaffee über Wirtschaft, Nationalismus und andere aktuelle Fragen. Ihre beiden politischen Formationen mischen im Vorfeld der für den 20. Dezember angesetzten Parlamentswahl die spanische Politik auf und rückten zuletzt zur dritt- und viertstärksten Kraft auf.
Der 37-jährige Iglesias, Dozent in Politikwissenschaft, und der 35 Jahre alte Anwalt Rivera, der seit zehn Jahren in der Politik ist, waren sich in einigen Fragen wie dem Kampf gegen Korruption und Steuerbetrug, der Besteuerung von Kirchenbesitz und dem öffentlichen Schulwesen weitgehend einig. «Wenn das so weitergeht, treten wir noch gemeinsam zur Wahl an», sagte Iglesias im Scherz.
In der Frage der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und des Unabhängigkeitsstrebens der Region Katalonien zeigten sich die beiden Politiker aber uneins. Iglesias plädierte für «die Verteilung des Wohlstands, um Wohlstand zu schaffen» und die Anhebung des Mindesteinkommens, die Senkung der Wochenarbeitszeit und einen Ausbau der Sozialleistungen.
Sein liberaler Rivale plädierte für das Gegenteil: «Man muss den Wohlstand verteilen, nicht das Elend», sagte Rivera und sprach sich für eine Lockerung des Kündigungsschutzes aus, um Neueinstellungen zu erleichtern.
In der Frage der Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens befürwortete Iglesias ein Referendum. «Ich habe keine Angst vor der Demokratie», sagte der Podemos-Führer. Rivera, dessen Partei vehement für den Verbleib der Region in Spanien eintritt, sprach sich dagegen für eine Umverteilung der Befugnisse zwischen der Zentralregierung und den Regionen aus.
«Wir müssen Spanien reformieren, nicht es zerschlagen», sagte Rivera, dessen Partei 2005 in Katalonien gegründet wurde und dieses Jahr erstmals zu der Parlamentswahl in Spanien antritt.
Ciudadanos kommt hinter den oppositionellen Sozialisten (23,5 Prozent) und der regierenden konservativen Volkspartei (23,4 Prozent) auf den dritten Platz (21,5 Prozent). Podemos kann demnach mit 14,1 Prozent der Stimmen rechnen.