Den französischen Behörden sei eine Liste mit den Verstecken der Waffenarsenale im Süden Frankreichs ausgehändigt worden, teilten am Samstag internationale Experten mit. Sie sollen die im März angekündigte Entwaffnung im französischen Bayonne an der Grenze zum spanischen Baskenland überwachen.
Die französische Polizei fand Dutzende Waffen und hunderte Kilogramm Sprengstoff in den Waffenverstecken der ETA. Die Polizisten seien zu den von der ETA angegebenen Plätzen gegangen und hätten dort in Metallcontainern und Taschen Dutzende Pistolen und Gewehre, tausende Schuss Munition, mehrere hundert Kilogramm Sprengstoff und Bombenbauteile, mehrere hundert Zünder und Zeitschalter gefunden, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstag in Paris mit.
Nach Angaben aus mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen befinden sich die Waffenverstecke in mehreren südwestfranzösischen Departements in der Nähe von Spanien. Die französische Polizei will prüfen, ob einige der Waffen bei Anschlägen verwendet wurden.
Frankreichs Innenminister Matthias Fekl hat die Entwaffnung der baskischen Untergrundorganisation ETA als wichtiges Ereignis eingestuft. «Diese Etappe der Neutralisierung eines Waffen- und Sprengstoffanschlagsarsenals ist ein grosser Schritt», sagte Fekl am Samstag in Paris.
«An diesem unbestreitbar wichtigen Tag denke ich natürlich besonders an die Opfer (der ETA), ihre Familien, ihre Angehörigen und insbesondere an die Polizisten», fügte der Minister hinzu.
Die Organisation werde damit als entwaffnet betrachtet, so die Mitglieder der «Internationalen Kommission zur Verifizierung des Waffenstillstandes» (CIV).
Die ETA war 1959 während der Franco-Diktatur gegründet worden und hatte 1968 ihren ersten Terroranschlag verübt. Mit den blutigen Attentaten wollte die Gruppe die Unabhängigkeit des Baskenlandes im Norden Spaniens und im Süden Frankreichs erzwingen. Seit 1968 kamen dabei mehr als 830 Männer, Frauen und Kinder ums Leben. 2300 Menschen wurden verletzt.
Die ETA hatte bereits am Freitag in einem von der britischen BBC veröffentlichten Brief erklärt, sie habe all ihre Waffen an Vertreter der baskischen Zivilgesellschaft übergeben.
Auf einer Medienkonferenz hiess es am Samstag, die Liste mit den Verstecken sei mittlerweile der französischen Polizei übergeben worden. «Dieser wichtige Akt kann den Frieden in der baskischen Gesellschaft konsolidieren», erklärte der Chef der Kommission, Ram Manikkalingam.
«Euskadi Ta Askatasuna» (Baskenland und Freiheit, ETA) hatte bereits im Oktober 2011 ihre Strategie des Terrors für beendet erklärt. Seither hatten die Separatisten keine Anschläge mehr verübt, aber weder ihre Strukturen aufgelöst noch ihre Waffen abgegeben.
Inzwischen soll es nur noch rund 30 ETA-Mitglieder geben. Ihr letzter Kampf gilt dem Schicksal der rund 360 Häftlinge, die wegen der ETA-Taten inhaftiert sind. Die verbleibenden Aktivisten wollen für sie Hafterleichterungen, Strafnachlässe oder Entlassungen auf Bewährung erreichen.
Die spanische Regierung betonte, trotz der Entwaffnung werde es keine Zugeständnisse an die ETA geben. Eine Amnestie für die zahlreichen in Haft sitzenden ETA-Mitglieder wird es demnach nicht geben. In einer am Samstag veröffentlichten Stellungnahme erklärte sie, die ETA müsse «ihre endgültige Auflösung verkünden, ihre Opfer um Verzeihung bitten und verschwinden».