Unter Menschen gilt es als unhöflich, nach einem Gespräch ohne Verabschiedung zu gehen oder ohne Begrüssung eine gemeinsame Aufgabe anzupacken. Die Forschenden um die Biologin Raphaela Heesen von der Universitäten Neuenburg und der britischen Universität Durham beobachteten nun ähnliche Verhaltensweisen bei in Zoos gehaltenen Bonobos und Schimpansen, wie sie im Fachmagazin «iScience» berichten.
Das Team analysierte, was geschieht, bevor und nachdem die Tiere sich gegenseitig das Fell pflegten oder miteinander spielten. Demnach tauschten Bonobos in neunzig Prozent der Fälle gezielt Signale aus, bevor sie sich auf die gemeinsame Tätigkeit einliessen, bei den Schimpansen geschah dies in knapp siebzig Prozent der Fälle. Nach dem Spiel oder der Fellpflege war die Kommunikation, die etwa Berühren, Händchenhalten oder gegenseitiges Anstarren beinhaltete, sogar noch ausgeprägter.
Interessanterweise zeigte sich ebenfalls, dass Bonobos schwächere Signale sendeten, wenn das jeweilige Gegenüber ein Gruppenmitglied war, das ihnen sozial nahestand. Den Forschenden zufolge ähnelt dieses Verhalten demjenigen, das bei Menschen als «soziale Etikette» oder «Höflichkeit» gilt: «Wenn man mit einem guten Freund interagiert, ist es weniger wahrscheinlich, dass man sich viel Mühe gibt, höflich zu kommunizieren», sagte Heesen.
Die Erforschung dieser bei den Schimpansen und Bonobos beobachteten Kommunikation soll helfen, den Ursprung und die Evolution des gemeinsamen Engagements bei Menschen besser zu verstehen.
https://www.cell.com/iscience/fulltext/S2589-0042(21)00840-3
(SDA)