Der Bart hat sich ausgetragen. Das behaupten zumindest diejenigen, die üppige Gesichtsbehaarung vor ein paar Jahren erst salonfähig machten – die Hipster selbst. So auch Joel Alexander (27), New Yorker Model und einer der Vorreiter der Hipster-Kultur. Quasi über Nacht wurde er dank seines Barts zum Instagram-Star – seither war dieser sein Kapital.
Das ist jetzt vorbei: Vor kurzem fasste Alexander den Entschluss, sich von seiner Gesichtsbehaarung zu verabschieden. «Der Trend des üppigen Barts ist definitiv vorbei», sagt der 27-Jährige, der schon für True Religion, Silver Jeans und Alternative Apparel modelte.
«Für den Bart ist kein Platz mehr»
Bemerkt habe er die Trendwende zuallererst in seinem Job: «Im November 2014 zog ich plötzlich immer weniger Modelaufträge an Land. Mein Agent erklärte mir daraufhin, dass Bärte bei den grossen Modehäusern immer weniger gefragt seien.»
Jorge Cosano, Gründer der E-Commerce-Seite «École» und ehemaliger Leiter bei L’Oréal USA, bestätigt die Entwicklung hin zum bartlosen Look: «Wir befinden uns in einer Post-Hipster-Ära. Die Technik, die zunehmend unseren Alltag bestimmt, beeinflusst auch, nach welchem Aussehen wir streben: minimalistisch, geradlinig, sauber. Für den Bart ist da kein Platz mehr.»
Yuccies sind die neuen Hipster
Tatsächlich scheint das Todesurteil für den Bart auch ein Abgesang auf die Hipster-Kultur zu sein. Diese befindet sich ohnehin seit geraumer Zeit in einer Identitätskrise – längst ist das Tragen von Hornbrillen, Skinny Jeans und Jutebeutel kein Ausdruck von Individualität mehr.
Ihr Untergang hat nun eine neue Generation von vermeintlichen Nonkonformisten hervorgebracht: die Yuccies (junge kreative Stadtbewohner). Auch Alexander zählt sich dazu. Inwiefern sie sich von den Hipstern unterscheiden – mal abgesehen vom Bart –, wird sich zeigen. (gr)