Nach einer Odyssee von sechs Tagen hat das Rettungsschiff Lifeline mit 234 Flüchtlingen an Bord am Mittwochabend in Malta angelegt. Dort wird es vorläufig bleiben. Maltas Premierminister Joseph Muscat (44) sagte, dass die Lifeline beschlagnahmt werde.
Für die Migranten – von den 234 sind 14 Frauen und 4 Kinder – wurde eine Lösung gefunden: Malta, Frankreich, Italien, Portugal, Belgien, die Niederlande, Irland, Norwegen und Luxemburg haben sich bereit erklärt, sie aufzunehmen.
Auch die Schweiz wäre bereit, Flüchtlinge von der Lifeline aufzunehmen. Lukas Rieder, Sprecher Staatssekretariat für Migration (SEM), sagt zu BLICK auf Anfrage: «Sollte die maltesische Regierung ein Ersuchen an die Schweiz stellen und um die Übernahme von Flüchtlingen der Lifeline bitten, würde die Schweiz das speditiv und wohlwollend prüfen.»
Vorwürfe gegen den Kapitän
Für den deutschen Kapitän Claus-Peter Reisch (57), der seit knapp zwei Jahren ehrenamtlich für die Mission Lifeline fährt, könnte es ungemütlich werden. Er wurde seit seiner Ankunft schon zweimal von der Polizei verhört. Ihm werden mehrere Vergehen vorgeworfen.
So soll er die Anweisungen der italienischen Behörden ignoriert haben. Die hatten ihn aufgefordert, die Bergung der Flüchtlinge vor der libyschen Küste der dortigen Küstenwache zu überlassen. Reisch und seine freiwilligen Helfer setzten sich über den Befehl hinweg, da nach ihren Angaben die Libyer nicht schnell genug zu Hilfe kamen.
Weiter geht es auch um die Beflaggung des Schiffes. Die Organisation Mission Lifeline mit Sitz in Dresden (D) sagt, sie fahre unter niederländischer Flagge. Die Niederländer verneinen das jedoch. Die Lifeline gilt daher als staatenlos.
Ebenso wird gegen den Kapitän ermittelt, weil er mehrfach den Transponder ausgeschaltet habe, der die Position des Schiffes angebe.
Auch der deutsche Innenminister Horst Seehofer (68) fordert, dass das Schiff festgesetzt und die Crew zur Rechenschaft gezogen werde. Seehofer: «Wir müssen verhindern, dass es zu einem Präzedenzfall wird.» Es dürfe für die Migranten zwischen Libyen und Südeuropa kein «Shuttle» mehr geben.
Schweiz trifft EU-Minister
Am Donnerstag und Freitag trifft sich der EU-Rat in Brüssel, um eine europäische Lösung fürs Asylproblem zu finden. Die Schweiz, die im Rahmen der Flüchtlingsaufnahme mit der EU zusammenarbeitet, nimmt daran nicht teil. Hingegen wird Bundesrätin Simonetta Sommaruga am 12. Juli zum Treffen der Justiz- und Innenminister der EU nach Innsbruck (Ö) reisen, wo über das gleiche Thema diskutiert wird.